Zum Siegen verdammt. Damit es mit einer Play-in-Teilnahme noch klappen kann, müssen die EWE Baskets Oldenburg ihre restlichen Hauptrunden-Spiele allesamt gewinnen. An einem sommerlichen 1. Mai haben die Oldenburger jedenfalls unter dieser Prämisse ihr Soll erfüllt.
Doch ob dieser heutige Feiertag auch noch in knapp eineinhalb Wochen ein Tag zum Feiern für die Oldenburger bleibt, wird sich noch zeigen müssen. Trotz des 96:93-Auswärtserfolgs am Donnerstagnachmittag bei der bereits als Absteiger feststehenden BG Göttingen müssen die EWE Baskets auch mit Blick auf die noch kommenden letzten Partien zu Hause gegen Vechta und Chemnitz selbst bei Siegen auf Schützenhilfe hoffen, wenn die Saison der Oldenburger nicht bereits am 11. Mai beendet sein soll.
Am Tag der Arbeit verschliefen die EWE Baskets die ersten zehn Minuten, um dann Schwerstarbeit zu verrichten und einen Basketball-Krimi in Göttingen knapp zu gewinnen. Das haben die Oldenburger vor allem einem deutschen Duo zu verdanken. Und wie es im Sport so oft ist: Ein Comebacker wird in den letzten Sekunden zum X-Faktor und zum Held des dritten Auswärtssiegs.
Am 31. Spieltag in der easyCredit BBL schickte Oldenburgs Head Coach Mladen Drijencic diese Erste Fünf in Göttingens Sparkassen Arena aufs Parkett: Geno Crandall (Point Guard), Justin Jaworski (Shooting Guard), Len Schoormann (Small Forward), Artur Konontsuk (Power Forward) sowie Norris Agbakoko (Center).
Zur Überraschung und Freude der nach Südniedersachsen mitgereisten Fans stand Eli Brooks nach einer verletzungsbedingten Auszeit von zehn Partien wieder im Kader der EWE Baskets. Brooks letzter BBL-Einsatz datiert auf den 9. Februar, als die EWE Baskets bei den Bamberg Baskets angetreten waren. Für das Comeback des Point Guard war aufgrund der BBL-Ausländerregel Aleks Zecevic in Göttingen nicht dabei.
Zweieinhalb Minuten mussten die EWE Baskets auf die ersten Punkte warten, als Norris Agbakoko aus kurzer Distanz zum Korb auf 2:7 verkürzte. Eine Minute später legte Geno Crandall mit einem Floater zum 4:7 nach. Die anfängliche Sturm- und Drang-Zeit der Göttinger schien für den Moment beendet, doch die Wurfauswahl der Oldenburger ließ bis hierhin noch zu wünschen übrigen. Die BG baute ihren Vorsprung Schritt für Schritt aus. Nach knappen sechs Minuten sah sich Mladen Drijencic gezwungen, beim 6:16-Zwischenstand die erste Auszeit zu nehmen und dem Team laustark zu attestieren: "Keine Energie, kein Fokus!" Und kein Dreier. Schon zwei Minuten später musste die nächste Timeout her. Null von acht von der Dreierlinie schossen die Oldenburger im 1. Viertel und gerieten mit 13:29 ins Hintertreffen.
Beim Start ins 2. Viertel zeigten sich die EWE Baskets dann allerdings wie ausgewechselt, die Lethargie der ersten zehn Minuten hatte sich verflüchtigt. Mitte des Spielabschnitts kassierte Norris Agbakoko sein drittes Foul, bevor Len Schoormann per Dunking auf 25:38 verkürzte. Schoormann ("Wir haben im 1. Viertel überhaupt kein Basketball gespielt"), in der ersten Halbzeit bester Oldenburger, hielt sein Team am Leben und im Spiel. An ihm konnten sich seine Mitspieler aufrichten, Oldenburg kam immer besser ins Spiel, während sich die Hausherren auf Einzelaktionen verließen. Die EWE Baskets ließen den Dreier Dreier sein und versuchten es in der Schlussphase der ersten Halbzeit gar nicht mehr von jenseits der Dreierlinie. Drijencic verordnete seiner Mannschaft eine Presse in der Defensive, die zu schnellen Ballgewinnen und zahlreichen Fastbreaks führte. Der Ball wurde konsequent ans Brett gebracht, Göttingen war nun völlig von der Rolle. Der Lohn der Aufarbeitung und Korrektur des katastrophalen ersten Durchgangs: Ein 46:46 zur Halbzeitpause.
Nach zwölf Fahrkarten in Folge von der Dreierlinie war es ausgerechnet Comebacker Eli Brooks, der zu Beginn der zweiten Halbzeit den ersten Dreier für Oldenburg in dieser Partie erzielte. Der war auch dringend nötig, denn Kostja Mushidi spielte sich auf Göttinger Seite fast in einen Rausch. Brooks stellte nach knapp 23 Spielminuten auf 51:53 aus Oldenburger Sicht. Dennoch: Nachdem den Göttingern die Heimpartie zur Pause entglitten war, kämpften sie sich zurück und gingen Mitte des 3. Viertels mit 62:53 in Führung, auch weil die furiose Aufholjagd den Oldenburgern viel Kraft gekostet hatte. Oldenburg ließ nicht locker und Norris Agbakoko setzte sich am Korb zusehends besser durch. Mit einem 64:70 aus Oldenburger Sicht ging es ins 4. Viertel.
Die ersten Minuten des Schlussviertels gehörten Agbakoko und Schoormann, die mit Statement-Dunks sieben Minuten vor dem Ende eine 78:74-Führung herausspielten. Das Momentum vor der Crunchtime war auf Seiten der EWE Baskets, weil sie wachsam in der Verteidigung waren und kluge Entscheidungen in der Offensive trafen. Nun fand Göttingen kein Gegenmittel mehr gegen Oldenburgs Nummer 17. Agbakoko machte in Korbnähe, was er wollte. Gute drei Minuten vor Spielende erzielte Agbakoko mit seinen Punkten 15 und 16 und einem krachenden Tip-Dunk ein 86:83 für sein Team. Göttingen stemmte sich dagegen, doch das dynamische Duo Norris & Len sorgte dafür, dass sich die EWE Baskets zum Sieg pushten und mit dem 96:93 den dritten Auswärtssieg der Saison einfuhren. Dramatik bis zur Schlusssirene: 20 Sekunden waren noch zu spielen, Drijencic schwor sein Team in der Auszeit ein, Göttingen lag mit 93:92 vorn. Eli Brooks brachte den Ball nach vorne. Während die Göttinger Defense einen Pass des Spielmachers erwartete, zog dieser in die Zone und legte den Ball mit einem ganz langen Arm eiskalt vorentscheidend in den Korb. Den anschließenden Einwurf verdaddelten die Göttinger zum Jubel der Oldenburger Fans.
So gestaltet sich der Saison-Endspurt: Bereits am Samstag, 3. Mai, erwarten die EWE Baskets RASTA Vechta zum Derby. Tipoff in der Großen EWE Arena ist um 20 Uhr. Eine gute Woche später steht am letzten Spieltag der BBL-Hauptrunde die Partie gegen die NINERS Chemnitz an. Spielbeginn am Sonntag, 11. Mai, ist um 16.30 Uhr parallel zu allen übrigen Spielen am 34. Spieltag. Alle Partien werden zudem von Dyn live übertragen.