Zum „schwersten“ Auswärtsspiel der Saison reisen die EWE Baskets Oldenburg am Sonntag (16.30 Uhr). Dann ist das Team von Head Coach Mladen Drijencic zu Gast beim Deutschen Meister FC Bayern München Basketball und will sich mit dem ersten Sieg beim Titelfavoriten seit über 10 Jahren beschenken.
Ausgangslage: Ein Stück weit stabilisiert, aber weiterhin mit Entwicklungspotenzial, so lassen sich die Eindrücke aus den ersten vier Partien unter Head Coach Mladen Drijencic zusammenfassen. Vor allem offensiv haben die Oldenburger dabei enorme Fortschritte gemacht. 96,3 Punkte erzielten die EWE Baskets an den letzten vier Spieltagen, mit großem Abstand Bestwert der Liga. 47,9 Prozent Wurfquote (3. Platz) und 21,8 Assists (1.Platz) zeigen in die richtige Richtung. Selbst über die gesamte Saison gerechnet erzielt Oldenburg mit 87,2 Punkten 2,4 Zähler mehr als der SYNTAINICS MBC als die zweitbeste Mannschaft.
Defensiv hingegen haben die EWE Baskets Steigerungsbedarf, kassieren 86 Punkte im Schnitt, nur die BG Göttingen muss mehr gegnerische Punkte hinnehmen. Zudem werden die Oldenburger über 40 Minuten konzentriert und mit Energie spielen wollen. Gegen Bonn kosteten wenige Minuten ohne Spannung den Sieg, gegen Göttingen dauerte es trotz des Sieges zu lang, um Zugriff auf das Spiel zu bekommen. Zwei Aspekte, die es zu entwickeln gilt, um in der Tabelle zu klettern, die weiterhin extrem eng ist. Der fünfte Platz beispielsweise ist nur einen Sieg entfernt.
Personalsituation: Für zusätzliche Stabilität kann auch die personelle Situation sorgen. Coach Mladen Drijencic konnte mit voller Stärke trainieren und dürfte nach aktuellem Stand beim Spiel in München die Entscheidung zu treffen haben, welcher der sieben ausländischen Spieler nicht zum Einsatz kommen kann. Die Rückkehr von Spielmacher Geno Crandall wird den EWE Baskets zusätzliche Kreativität und Struktur im Spielaufbau geben.
Blick auf den Gegner: Diese zusätzliche Sicherheit und Qualität dürfte auch nötig sein, schließlich wartet in München nicht nur der klare Titelfavorit, sondern auch eine der besten Verteidigungen der Liga. 73,9 Punkte im Schnitt lassen die Gastgeber nur zu. Vor allem die Doppelbelastung, auch in dieser Woche ist München am Dienstag (74:93-Niederlage in Monaco) und Freitag (in Mailand) doppelt gefordert, sorgt für eine enorme Herausforderung. Mit 10 Siegen aus 16 Spielen ist das Team von Gordon Herbert in der Euroleague überraschend auf Playoff-Kurs. Der harte Zeitplan sorgte jedoch für bereits drei Niederlagen in der BBL. Eine Bilanz von 7:3 bedeutet dennoch den zweiten Tabellenplatz.
Erwehren müssen die EWE Baskets sich der mit Abstand tiefsten Rotation der easyCredit BBL. 14 Spieler auf internationalem Niveau stehen im Bayern-Kader, aus dem zuletzt Vladimir Lucic mit einer Wadenverletzung fehlte. Mit Carsen Edwards, der mit 14,2 Punkten Topscorer seines Teams ist, Shabazz Napier (6,0 Punkte, 3,0 Rebounds, 3,0 Assists), Dreierspeizialist Andreas Obst (9,7 Punkte, 37,1 Prozent) und Allrounder Nick Weiler-Babb sind die Guard-Positionen hervorragend besetzt.
Niels Giffey, der nachverpflichtete Onuralp Bitim und U18-Europameister Ivan Kharchenkov sorgen für eine tiefe Rotation auf der Small Forward-Position.
Höchsten Ansprüchen genügen aber vor allem auch die beiden großen Positionen. Weltmeister Johannes Voigtmann, Oscar da Silva (7,2 Punkte, 4,3 Rebounds), Elias Harris (5,4 Punkte, 3,6 Rebounds), Kevin Yebo (4,7 Punkte, 2,9 Rebounds), Danko Brankovic (3,4 Punkte, 3,0 Rebounds) und Devin Booker (12,6 Punkte, 5,8 Rebounds) geben Flexibilität und enorme Tiefe.
Im Fokus: Ein Spieler, der sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellt, aber enormen Einfluss für sein Team ausübt, ist für einen Coach Gold wert. Genau diese Qualitäten gibt Nick Weiler-Babb dem FC Bayern. 8,1 Punkte, 5,0 Rebounds und 5,9 Assists legt der Guard im Schnitt auf.
Weltmeister Johannes Voigtmann (6,4 Punkte, 6,1 Rebounds) verleiht dem Kader der Gastgeber zudem eine spielerische Komponente auf den großen Positionen, ist der einer der besten Passgeber der Liga unter den großen Spielern und bringt gleichzeitig enorme Erfahrung mit
Schlüssel zum Spiel: In keiner anderen Statistik-Kategorie tritt der FC Bayern ähnlich dominant auf, wie im Rebounding. Ob Defensivrebound (27,1) oder Offensivrebound (14,1), München stellt Bestwerte auf, sammelt im Schnitt 9,1 Rebounds mehr als ihr Gegner. Eine große Herausforderung für die EWE Baskets, die selbst zu den besseren Reboundteams der BBL zählen.
Negativserie brechen: Klammert man das Finalturnier 2020 aus, haben die EWE Baskets seit über zehn Jahren nicht mehr in München gewonnen, der letzte Sieg gelang im Playoff-Halbfinale 2014 (105:103), seither folgten 12 Niederlagen in Serie. Statistisch benötigt es am Sonntag also ein kleines Weihnachtswunder