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„Wir stehen hier vor einem neuen Zyklus“

13.07.2015

In Arne Chorengel wird ab der neuen Saison ein echter Oldenburger den Posten als Nachwuchskoordinator der Baskets Akademie Weser-Ems übernehmen. Der 25-jährige Chorengel durchlief als erster Absolvent die Trainerausbildung in Oldenburg und wird künftig als Nachfolger von Ralph Held die Ausrichtung der Jugendarbeit mitbestimmen.

Arne, Du übernimmst die Verantwortung für den Nachwuchsbereich und folgst auf Ralph Held, unter dem du bisher als Assistent gearbeitet hast. Wie erlebst Du aktuell die Phase des Übergangs?

Ralph hat die Jugendarbeit in Oldenburg und die Baskets Akademie Weser-Ems von Grund auf zu einem der führenden Nachwuchsstandorte in Deutschland aufgebaut. Deshalb wird Ralph immer einen besonderen Stellenwert in der Baskets Akademie besitzen, und er hat auch für mich persönlich eine immense Bedeutung. Gleichzeitig hat er aber auch selber immer darauf hingewiesen, dass die Vision nur durch das gelebte Engagement der Jugendtrainer umsetzbar war, die auch weiterhin bei uns aktiv sind.

Was bedeutet es für Dich, auf Ralph Held zu folgen?

Ich war der erste Jugendtrainer, der in der Baskets Akademie die von Ralph Held konzipierte Trainerausbildung komplett durchlaufen hat. Auch deshalb habe ich ihm viel zu verdanken. Auch im Amt des Assistenz-Nachwuchskoordinators konnte ich von seinen sehr guten Kontakten in ganz Basketball-Deutschland profitieren. Dazu habe ich in meiner Ausbildung hier unheimlich viel gelernt. Jetzt freue ich mich darauf, meine eigenen Visionen zu entwickeln und Ideen umzusetzen.

Man kann Dich als ein richtiges Eigengewächs bezeichnen?

Ich habe mich damals tatsächlich in der NBBL versucht, musste meinen Traum, Basketball im Leistungsbereich zu spielen aber frühzeitig wegen Verletzungen aufgeben. Vorher war ich bereits beim Oldenburger TB aktiv, habe dort ab der U12 gespielt. Dort habe ich bereits Trainererfahrungen gesammelt, habe unter anderem bei Vangelis Kyritsis als Co-Trainer agiert.

Natürlich bin ich stolz darauf jetzt in meinem Verein diese Position einnehmen zu dürfen, bin aber vor allem den Trainern dankbar, die mich auf dem Weg bisher begleitet haben. Hier denke ich natürlich an Ralph Held, aber auch Mladen Drijencic, Vangelis Kyritsis und Karl-Heinz Röben haben mich mit ihrer Erfahrung unglaublich bereichert.

Die letzte Saison in der Baskets Akademie war extrem erfolgreich. Wie sieht der Ausblick für das kommende Jahr aus?

Die vergangene Saison war für unsere Mannschaften tatsächlich besonders. Es dürfte schwer werden, diese Erfolge noch mal zu erreichen oder gar zu überbieten. Die letzte Spielzeit war Folge einer Entwicklung von drei Jahren. Jan Niklas Wimberg, Dominic Lockhart und weitere Spieler haben früh viel Verantwortung in ihren Mannschaften bis hin zur ProB bekommen. Diese Talente wachsen jetzt teilweise aus der Akademie heraus. Wir haben unsere Aufgabe in dieser Hinsicht erfüllt. Jetzt beginnt ein neuer Zyklus, in dem wir erst einmal wieder Talente auf diesem Niveau entwickeln müssen. Natürlich wird das eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.

Bedeutet dies, dass erst mal weniger der sportliche Erfolg als mehr die individuelle Entwicklung der Spieler im Vordergrund stehen?

Die individuelle Spielerentwicklung wird wie in den vergangenen Jahren eindeutig im Vordergrund stehen. Wir sind auf der einen Seite sehr stolz, dass wir gleich zwei Spieler auf ein für die BBL nötiges Niveau entwickelt haben. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass wir sehr jung aufgestellt sein werden. Zusätzlich ist das ProB-Team in dieser Saison eindeutig auf die Bedürfnisse der BBL ausgerichtet. Wir werden also den per Doppellizenz bei uns spielenden Akteuren Verantwortung übertragen, sie in unseren Kader einbauen und sind da natürlich auch von den Entscheidungen beim BBL-Team abhängig.

Wie sieht es in den anderen Aspekten, zum Beispiel im Breitensport oder im schulischen Bereich aus?

Wir haben uns mittlerweile in Oldenburg und der Region einen sehr guten Ruf als verlässlicher Partner an den Schulen erworben, der für eine Arbeit mit hoher Qualität steht. Diese Bereiche kommen in der öffentlichen Wahrnehmung bei den sportlichen Erfolgen der Akademie immer etwas zu kurz. Langfristig vergrößern wir mit diesem Engagement aber den Pool an Talenten und nehmen gleichzeitig unsere soziale Verantwortung wahr, indem wir über verschiedene Projekte möglichst viele Kinder und Lehrkräfte für die Sportart Basketball begeistern.

Ohne Ralph Held und Mladen Drijencic verteilt sich die Arbeit natürlich auch auf weniger Schultern. Wie fangt ihr das auf?

In der Tat sind dadurch 1,5 hauptamtliche Stellen im Nachwuchsbereich weggefallen. Diese Arbeit muss nun auf das übrige Trainerteam verteilt werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Trainer in Ausbildung, die nach dem Oldenburger Modell innerhalb der BBL ausgebildet werden, früh Verantwortung übernehmen. Diese Trainer wurden alle von Ralph Held und Mladen Drijencic ausgebildet und haben von beiden profitiert. Daher können sie diese Aufgaben meistern. Außerdem haben wir ein unglaubliches Wir-Gefühl, das uns über Phasen hoher Belastungen trägt und sich vor allem dann in unserer Teamarbeit zeigt. Zusätzlich beginnt mit Andre Galler ein weiterer Trainer die Ausbildung der BBL in unserem Programm.

Stillstand ist Rückschritt heißt es oft - in welchen Bereichen soll sich die Baskets Akademie im nächsten Jahr entwickeln?

Bisher konnten noch nicht ausreichend Kinder den Weg in den Wettkampf und in Vereine finden. Das liegt zum einen sicher daran, dass noch nicht genügend Vereine in Oldenburg in der Breite aktiv sind. Die wenigen Clubs sind dann häufig vollkommen überlaufen. Hinzu kommt, dass Kindern oft nicht mehr genug Zeit für Vereinssport bleibt, weil die Schule einen immer größeren Zeitrahmen in Anspruch nimmt. Dem wollen wir begegnen, in dem wir den Sport stärker in die Schulen tragen. Auf lange Sicht würden wir gerne daran arbeiten, die Schul-AGs in den Vereinsspielbetrieb zu überführen. Kurzfristig werden wir zur kommenden Saison eine Grundschulliga installieren, an der alle interessierten Schulen teilnehmen können. Wir werden die Liga in Divisionen einteilen, um möglichst kurze Wege zu ermöglichen.

Du bist nicht nur Nachwuchskoordinator, sondern trainierst im nächsten Jahr auch das NBBL-Team. Wie ist das zu vereinen?

Da werde ich natürlich von Jonas Borschel als Assistant Coach und Torben Steinberg in der Videoarbeit hervorragend unterstützt, sonst wäre das Aufgabenspektrum nicht zu bewältigen. Es ist mir persönlich aber auch wichtig, neben dem Schreibtisch auch noch in der Halle als Trainer aktiv zu sein.
Ich schließe meine europäische Trainerausbildung (FECC) ab, über die in Deutschland nicht mehr als fünf Coaches verfügen und möchte mich auch weiterhin in der Trainingsarbeit einbringen, entwickeln und dabei auf meine Erfahrungen aus der Zeit an der Gonzaga University und Hospitationen wie beispielsweise in Barcelona zurückgreifen.

Am Ende bitte ich Dich um ein paar Worte zu Jan Niklas Wimberg und Dominic Lockhart, die jetzt in das BBL-Team aufsteigen!

Das ist natürlich eine unheimliche Auszeichnung für unser Programm und das Ergebnis von einer qualitativ hochwertigen gemeinsamen Arbeit der beteiligten Trainer in der Akademie. Damit runden wir unsere Entwicklung vieler Jahre ab und schaffen einen wichtigen letzten Schritt, die Brücke zwischen Jugendbereich und Profiteam.
 
Das Gespräch führte Christian Ruhe, EWE Baskets Oldenburg
Bild: EWE Baskets