Der 26-Jährige betreut als Headcoach schon die ganze Saison über das NBBL-Team. Vor rund vier Wochen hat er zudem das Amt in der ProB von Mladen Drijencic übernommen. Das ProB-Team kann an diesem Samstag (19 Uhr/Haarenufer-Halle) gegen die ROSTOCK SEAWOLVES den erneuten Finaleinzug schaffen, während das NBBL-Team am 1. Mai Titelverteidiger ALBA BERLIN zum zweiten Spiel empfängt und erstmals das Final Four erreichen will. Wir unterhielten uns mit dem vielbeschäftigten Trainer.
Christian, gib uns einen Einblick: Wie ist es, zwei Teams der Akademie gleichzeitig zu betreuen?
Es ist eine große Herausforderung, die ProB betreuen zu dürfen. Ich mache das sehr gerne und gehe jeden Tag mit viel Spaß an diese Aufgabe heran. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch sehr viel Arbeit. Wir versuchen diesen Aufwand ein bisschen zu verteilen und die anderen Trainer in der Baskets Akademie ziehen unglaublich gut mit. Sie übernehmen zusätzlich zu ihren vielen anderen Aufgaben auch noch Anforderungen aus meinem Bereich. Arne Chorengel zum Beispiel hilft mir sehr in der Videoanalyse der NBBL; Torben Steinberg macht dasselbe bei der ProB. Ich bin also zum Glück nicht auf mich alleine gestellt.
Wie sehr unterscheidet sich die Arbeit mit dem ProB-Team von der Arbeit in der NBBL?
Das beginnt mit dem Unterschied des Leistungsniveaus. Die Spieler in der ProB haben mehr Erfahrung und sind einige Jahre weiter in ihrer Entwicklung. Das heißt, die Spieler sind schon gefestigter in ihren Spielstilen. Wir arbeiten eher an Feinheiten, auch weil wir uns am Saisonende befinden. In dieser Phase nehmen wir nur noch kleine Veränderungen vor. Auch im Trainingsalltag gibt es Unterschiede, weil man in einem Training der ProB deutlich mehr an Inhalten arbeiten kann. So habe ich auch die Gelegenheit noch mehr eigene taktische Ideen einzubringen. Das ist natürlich eine Umstellung, die mir aber, so denke ich, ganz gut gelungen ist.
Sehr oft ist in der Baskets Akademie von einer Familie die Rede. Wie sehr hilft dieser Zusammenhalt gerade in einer Phase, in der ihr mit Mladen Drijencic und Maxim Hoffmann gleich zwei Trainer ersetzen müsst?
Ohne diesen Zusammenhalt wäre es nicht machbar. Ich arbeite hier mit wirklichen Freunden zusammen, mit denen man dann auch gerne viel gemeinsam arbeitet. Es wäre schwierig von morgens früh bis in den späteren Abend mit Menschen in der Halle zu stehen, mit denen man sich nicht gut versteht. Im Übungsbetrieb macht es vieles einfacher, weil wir zum Beispiel auch NBBL-Spieler ins ProB-Training nehmen können. Gleichzeitig haben die älteren Spieler auch Verständnis dafür, dass jüngere Mitspieler nach einem langen Schultag im Training mehr Fehler machen. Der familiäre Zusammenhalt und das Wir-Gefühl macht die Baskets Akademie aus.
Über die gesamte Saison hast du das NBBL-Team betreut. Was kannst du zur Entwicklung der Mannschaft sagen?
Wir hatten einige neue Spieler zu integrieren, die unser Konzept kennen lernen mussten. Zu Saisonbeginn gab es deshalb ein paar Schwierigkeiten. Wir haben aber im Lauf der Zeit immer besser zueinander gefunden. Die Spieler haben immer besser verstanden, was wir als Coaches von ihnen wollen. Wir haben uns von Spiel zu Spiel entwickelt und können jetzt unser Potenzial abrufen. Selbst gegen ALBA BERLIN, Titelverteidiger und eines der Topteams der Liga, konnten wir in einem Auswärtsspiel zwei Verlängerungen erzwingen.
Wo müsst ihr euch steigern, um Berlin am 1. Mai zu Hause zu schlagen?
Wir haben in der Pick&Roll-Verteidigung noch Steigerungspotenzial. Außerdem hatten wir mit dem gegnerischen Druck Probleme. Die Berliner sind eine Mannschaft, die sehr gut und diszipliniert Druck ausübt. Dieser Aggressivität sind wir in der gesamten NBBL-Saison nicht begegnet. Deshalb mussten unsere Spieler erst einmal lernen, mit dieser neuen Situation umzugehen. Meine Spieler werden daraus die richtigen Schlüsse fürs Rückspiel ziehen. Dann werden wir wieder ein richtig enges und hochklassiges Spiel am Haarenufer erleben. Und dieses Mal wollen wir als Sieger vom Feld gehen.
Wenn ihr die Serie noch dreht, steht erstmals ein Team der Baskets Akademie Weser-Ems im Final Four. Was bedeutet das für die gesamte Baskets Akademie?
Es würde eine Aufwertung unseres Programmes bedeuten. Die Teilnahme wäre für Spieler und Trainer ein absolutes Erlebnis. Wir könnten uns selbst für die ganze Arbeit während des Jahres belohnen.
In der ProB habt ihr in Rostock, beim Nord-Sieger der Hauptrunde, gewonnen. Was macht eure Qualität in diesem Jahr aus?
Der wichtigste Punkt ist auch hier das Teamgefühl! Dieser Zusammenhalt macht uns sehr, sehr stark. Man kann das auch nicht nur in der Kabine sehen, sondern auch beim Blick auf die Statistiken. Wir haben fast in jedem Spiel einen neuen Topscorer. Es schaut kein Spieler auf seine Zahlen, sondern denkt an die Mitspieler. Jeder will guten Team-Basketball spielen. Die Spieler haben Spaß miteinander. Zudem bereitet unsere aggressive und gute Verteidigung dem Gegner Probleme.
Was benötigt ihr am Wochenende, um das Heimspiel zu gewinnen?
Die Fans sind für uns unfassbar wichtig. Es ist für jeden Spieler ein ganz anderes Gefühl und eine besondere Motivation, vor vollem Haus zu spielen. Taktisch gesehen müssen wir aggressiv in der Defense agieren. Im Angriff wollen wir schnell, aber nicht überhastet spielen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass unser Team am Limit agieren wird.
Sprechen wir über dich: Warum bist du Trainer geworden?
Ich habe nach der Schule ein Jahr als Teambetreuer der EWE Baskets unter Predrag Krunic gearbeitet. Beim genaueren Blick in die Abläufe des Sports habe ich den Enthusiasmus und das Feuer des Coaches erkannt. Ich habe gesehen, mit welcher Freude er jeden Tag zur Arbeit gekommen ist und habe seine Arbeit mit den Spielern beobachtet. In dieser Phase ist mein Entschluss gereift. Ich habe dann hier meine Trainerausbildung begonnen und mich, auch zum Leidwesen meiner Frau, die mich aber unglaublich gut unterstützt, sehr viele Stunden mit Basketball beschäftigt. In jeder freien Sekunde dreht sich in meinem Kopf alles um Basketball. Ich habe Freude daran, in die Halle zu kommen, mit den Jungs zu arbeiten und sie besser zu machen. Im Endeffekt war aber das Jahr mit den Baskets, in dem wir auch Euroleague gespielt haben, ausschlaggebend. Das waren einfach großartige Erfahrungen.
Hast du für dich schon eine Traineridentität gefunden?
Ich denke schon, dass ich eine klare Philosophie vertrete, die ich hoffentlich den Spielern auch klar vermitteln kann. Mir hat mal ein befreundeter Coach gesagt, ich sei hart, aber herzlich. Ich versuche, Spaß mit dem Team zu haben. Dazu gehören aber auch klare Regeln und klare Konzepte, die von den Spielern umgesetzt werden müssen. Die Mischung aus akribischer Arbeit und Spielfreude macht es für mich aus.
Hast du einen Plan, wohin du als Trainer gelangen willst?
Natürlich möchte man als Trainer wie als Spieler immer weiter nach oben kommen. Bisher konnte ich da viele Schritte gehen, mir wurde viel Vertrauen geschenkt. Ich hoffe einfach, dass die tägliche harte Arbeit sich langfristig auszahlt. Ich konzentriere mich aufs Tagesgeschäft und versuche da immer, das Optimum zu erreichen. In den USA gibt es den schönen Spruch: „Win the day“. An dieses Prinzip versuche ich mich zu halten, und ich bin damit bisher sehr gut gefahren.
Das Gespräch führte Christian Ruhe
Bild: fotoduda.de