Ein Schlag ins Kontor. Die Niederlage bei den Skyliners und das damit verbundene vorzeitige Aus im Pokal-Wettbewerb sind noch nicht verdaut. Pedro Calles erklärt im Interview, warum das noch nicht ganz verarbeitet sein kann. Mit welchem Mindset das Team nun am kommenden Samstag in das Heimspiel gegen ratiopharm ulm gehen wird, beschreibt der Head Coach der EWE Baskets Oldenburg.
Was hat Dich mehr geschockt? Der Ausgang des Pokal-Spiels in Frankfurt? Oder die Art und Weise, wie wir verloren haben?
Pedro Calles: Jeder einzelne von uns ist zutiefst enttäuscht über das Spiel in Frankfurt. Die Gelegenheit war günstig, in die nächste Runde des Pokals einziehen zu können. Das haben wir nicht geschafft. Dazu kommt die Enttäuschung darüber, wie dieses Spiel abgelaufen ist. Es war eine schlechte Leistung zum falschen Zeitpunkt. Im Gegensatz zu den beiden Spielen zuvor in Hamburg und Berlin, wo wir aufgrund von Verletzungen einige Stammkräfte nicht dabeihatten, gab es im Vorfeld des Frankfurt-Spiels keine Warnsignale, die Vorzeichen waren sehr positiv. Wir haben mit Norris, Max, Artur und Eli vier Spieler wieder fit gekriegt. Obwohl wir darüber sehr froh waren, war aber auch klar, dass die vier noch nicht unmittelbar bei 100 Prozent sein können. Das ist normal, denn sie sind ja schließlich auch nur Menschen. Dieses Team arbeitet sehr hart an sich.
Der Frust über das Pokal-Aus sitzt tief. Wie willst Du Jungs vor dem Heimspiel gegen Ulm moralisch wieder aufbauen?
Pedro Calles: Ich möchte sogar, dass wir für einen gewissen Zeitraum enttäuscht sind. Mir würde es sehr komisch erscheinen, wenn nicht alle nach so einem wichtigen Spiel tief enttäuscht wären. Das muss so sein. Denn: Das Leben ist nicht perfekt. Saisons sind nicht perfekt. Karrieren verlaufen nicht perfekt. So sammelt man Erfahrung. Solch eine Niederlage kann auch zu einem „defining moment“ werden, aus dem etwas Besseres erwächst. Aber es wird nicht innerhalb von wenigen Tagen alles besser werden können. Man verliert nicht ein Spiel und hat dann sofort den Umkehrschluss, dass alles beim nächsten Spiel drei Mal besser wird. So funktioniert es nicht.
Wenn Dir Deine Spieler hier die Tage begegnen, wie nimmst Du sie wahr? Im Basketball ist oft die Rede davon, wie wichtig Körpersprache ist.
Pedro Calles: Ihre Körpersprache und ihr Auftreten sind einwandfrei! Lächelnde Gesichter können und wollen wir nicht vortäuschen, denn wir sind alle traurig. Hier läuft jedoch auch keiner mit einer zu großen Negativität herum. Jetzt ist die Zeit gekommen, diesen Teil des Reifeprozesses anzunehmen und daran zu arbeiten, dass wir uns verbessern. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in Frankfurt nicht unser wahres Gesicht gezeigt haben.
Ist das Spiel gegen Ulm ein normales Liga-Spiel? Oder steht es nach der Pokal-Pleite unter einem besonderen Licht?
Pedro Calles: Wir müssen uns in jedem Spiel beweisen, unabhängig davon, welches Spiel das auch immer sein mag. Man begibt sich in eine Achterbahn, wenn man meint, man müsse sich in Abhängigkeit von Sieg oder Niederlage mal mehr oder weniger beweisen. Man muss sich immer beweisen. Ich erwarte, dass unser Wille voll da ist, das kommende Spiel zu gewinnen – egal, wie das Spiel zuvor ausgegangen sein mag. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Klar, die Enttäuschung ist riesengroß. Aber deshalb können wir den Prozess, die Rückkehrer in die Rotation und in Rhythmus zu bekommen, nicht abkürzen. Das Ulm-Spiel ist auf dem Papier ein normales Saison-Spiel. Dabei ist uns klar, dass wir einen komplett anderen Auftritt sehen wollen als am letzten Wochenende, wo wir im falschen Moment nicht wir selbst waren.
Wie wichtig werden die Fans für dieses Spiel sein?
Pedro Calles: In unseren Heimspielen haben wir in dieser Saison gegen Hamburg am Fan Day und gegen Heidelberg gute Leistungen gezeigt. Auch weil uns die Fans so hervorragend gepusht haben. Auf ihre Unterstützung hoffen wir erneut, sie werden uns antreiben.