Die von allerlei personellen Sorgen und der anhaltenden Doppelbelastung gekennzeichneten Kontrahenten lieferten sich vor 6.349 Zuschauern ein zähes Ringen, das der amtierende Deutsche Meister dank einer überlegenen ersten Halbzeit und eines herben Oldenburger Einbruchs am Ende mit 80:65 für sich entschied.
John Bryant (25 Punkte, 12 Rebounds, 10/12 aus dem Feld) und Nihad Djedovic (20 Punkte) avancierten bei den Gastgebern aus München zu den besten Akteuren, bei Oldenburg war Chris Kramer mit 15 Punkten, 6 Assists, 5 Rebounds und 4 Steals auffälligster Akteur. Überhaupt kein Wurfglück hatte der bisher in dieser Saison überragend Adam Chubb (2/9 aus dem Feld), zudem fanden die Versuche von Neuzugang Casper Ware bei seinem Debüt in der Beko BBL viel zu selten das Ziel (2/12).
Nicht zuletzt dank einer Trefferquote von 33,8 Prozent hatten die EWE Baskets unter dem Strich kaum eine Chance auf den Sieg – umso bemerkenswerter, dass sie kurz vor Schluss die minimalen Aussichten auf den Auswärtscoup fast noch für sich genutzt hätten.
Nach einer Wende zum Guten hatte es zuvor selten ausgesehen. Bayern nahm in einer fehlerhaften Anfangsphase nach und nach das Heft in die Hand, 7:2 (4. Minute) und 16:7 (8.) lauteten die Zwischenergebnisse. Ein Dreier von Maurice Stuckey nach Zuspiel durch Ware sorgte aber noch für einen versöhnlichen Oldenburger Viertelabschluss (12:16).
Stuckeys Treffer sollte nicht der letzte sein in einer kleinen Serie, die den Oldenburgern ein viertelübergreifendes 11:0 sicherte – Kramer brachte die EWE Baskets in Minute elf mit 18:16 in Führung. Die Hoffnung auf eine ausgeglichene Partie hielt bis zum Dreier von Robin Smeulders, der zum 24:23 (26.) traf. Danach aber kippte der Abend in Richtung Hausherren, die nun unwiderstehlich den Ton angaben und ihre beste Phase mit einem 17:3-Lauf und einer 40:27-Halbzeitführung krönten.
Während München in Halbzeit zwei den Vorsprung kurzzeitig bis auf 15 Punkte steigerte, mühten sich die EWE Baskets in der Folge verzweifelt um Anschluss. Rund lief beileibe noch immer nicht alles, doch ohne Widerstand wollten sich die Schützlinge von Trainer Sebastian Machowski ihrem vermeintlichen sportlichen Schicksal noch nicht ergeben. 22:17 ging Viertel drei an Oldenburg; das 49:57 nach 30 Minuten nährte die Hoffnungen, doch noch einmal heranzukommen.
Und genau das sollte tatsächlich passieren. Bayern brauchte mehr als drei Minuten, um im Schlussabschnitt durch Jan-Hendrik Jagla zum ersten Treffer zu kommen (59:55), auch danach aber legten die Oldenburger zu. Der bis hierhin blasse Adam Chubb brachte die Gäste nach langer Zeit erstmals wieder in Führung (63:62, 35.), 3:52 Minuten vor dem Ende glich Chris Kramer von der Freiwurflinie erneut aus (65:65).
Was dann geschah, erinnerte fatal an das Mittwoch-Gastspiel in Rom. Vorne gelang nichts mehr, hinten musste Punkt um Punkt verdaut werden – mit einem 15:0-Endspurt sicherte sich Bayern den Sieg, während die Oldenburger, die erneut ohne Julius Jenkins angetreten waren, einer verpassten Chance nachtrauern mussten.
Für die EWE Baskets geht es am Mittwoch im Eurocup bei Baloncesto Sevilla und am Samstag, 22. November, in der großen EWE ARENA in der Beko BBL gegen die Brose Baskets (20 Uhr) weiter.
Sebastian Machowski: „Die Bayern waren heute das konstantere, konsequentere Team. Obwohl wir in der ersten Halbzeit bei weitem nicht die Dinge umgesetzt haben, die wir umsetzen wollten, haben wir heute viel Herz und Charakter bewiesen: Wir haben uns nach den hohen Rückständen immer wieder zurückgekämpft und Mitte des letzten Viertels sogar die Führung übernommen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gedacht, dass wir es verstanden hätten, dass wir unser Systeme ausspielen, den Ball bewegen und hinten verteidigen müssen. Die letzten Minuten haben mich doch dann leider wieder eines Besseren belehrt. Wenn man den Deutschen Meister schlagen will, muss man über 40 Minuten sein Level halten.“
Svetislav Pesic: „Das Spiel lief wie erwartet. Oldenburg ist ein sehr gefährlicher Gegner, der nie aufgibt. Wir haben Oldenburg allerdings auch mit unseren Ballverlusten im dritten Viertel erlaubt, wieder ins Spiel zu finden. Wir haben über 60 Prozent unserer Zwei-Punkte-Würfe getroffen, 15 Offensiv-Rebounds und insgesamt 46 Rebounds geholt. Das sind unsere besten Werte in dieser Saison und spricht für unseren Sieg. Zudem haben wir Adam Chubb und Philipp Neumann heute sehr gut verteidigt.“
Text: Torben Rosenbohm, EWE Baskets Oldenburg