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„Wir setzen unseren Weg fort!“

26.05.2023

 Bild: Ulf Duda

Eine intensive Saison liegt hinter den EWE Baskets Oldenburg. Eine neue Identität hat sich gebildet, die Begeisterung rund um den Club ist noch einmal gewachsen. Mit dem Pokalfinale und dem Heimrecht haben die Oldenburger ihre Ziele über weite Strecken der Saison übertroffen, auch wenn sich in den Playoffs die Hoffnung auf den Einzug in das Halbfinale nicht erfüllte. Kurz nach dem Ende der Spielzeit analysiert der sportliche Leiter Srdjan Klaric die Entwicklungen und gibt einen Einblick in die Planungen der kommenden Saison.

Wenn dir jemand im vergangenen Juli gesagt hätte, dass wir das Pokalfinale erreichen,  Heimrecht einsammeln und dann im Viertelfinale ausscheiden. Wie zufrieden wärest du gewesen?

Unser Ziel war im Laufe der Saison, das Heimrecht in den Playoffs zu sichern und in das TOP FOUR einzuziehen. Mit dem Schritt ins Finale sind wir sogar Stück weiter gekommen. Das Aus im Viertelfinale in den Playoffs hinterlässt immer einen bitteren Geschmack, aber das hatte seine Gründe. Wir hatten viel Verletzungspech, das unsere Rotation verkürzt hat. In so einer Serie gegen einen sehr intensiven und körperlich starken Gegner war das am Ende zu viel.

Wenn man auf unseren Club schaut, muss man vor allem festhalten, dass wir einen Kulturwandel erlebt haben. Wir haben eine neue Identität, einen anderen Stil. Wie zufrieden bist du mit dieser Entwicklung?

Wir können mit diesem Weg sehr zufrieden sein. Das ist nicht nur meine Einschätzung der Situation, sondern wird mit der Begeisterung in unserem Umfeld bestätigt. Wir hatten eine Auslastung von 99 Prozent. Das ist ein klares Zeichen, dass die Fans unsere Identität angenommen haben und uns unterstützen!

Teil unserer neuen Strategie ist auch ein  verstärkter Fokus auf Spielerentwicklung. Wir haben mit Norris Agbakoko und Alen Pjanic zwei ganz positive Beispiele im Kader. Wie entscheidend ist das für den Club?

Das ist enorm wichtig für unseren Club, weil es auch zwei deutsche Spieler sind. Norris und Alen haben in dieser Saison einen überragenden Schritt gemacht. Das hat uns als Team enorm weitergeholfen und am Ende hat uns die Verletzung von Alen sehr weh getan. Für den Club, unsere Identität, die Identifikation mit unserer Marke ist es sehr wichtig, diese Spieler zu entwickeln!

Du hast zuletzt in einem Interview gesagt, dass du und Pedro im letzten Jahr wenig Zeit hatten, um das Team zu bauen. Sicher musstet ihr euch auch erst finden, eure Philosophien abstimmen. Wie hat das funktioniert? Wie ist eure Zusammenarbeit?

Ich bin mit unserer Zusammenarbeit sehr zufrieden! Natürlich benötigt man am Anfang etwas Zeit, um sich kennenzulernen. Wir kannten uns aus der Liga, aber man führt an Spieltagen nur kurze Gespräche. Wir haben uns im Verlauf der Saison immer besser kennengelernt und eingespielt.  Das ist nicht künstlich von dem ersten Moment da, sondern muss sich entwickeln. Ich musste verstehen, wie Pedro denkt, fühlt, wie seine Ideen und seine Philosophie sind. In meiner Zeit in Oldenburg habe ich mit vielen Trainern von Don Beck über Predrag Krunic bis zu Mladen Drijencic gearbeitet. Wir haben aber schnell eine Wellenlänger gefunden , die sich auch bei den Nachverpflichtungen bewährt hat, die in der Kürze der Zeit vor dem TOP FOUR und mit dem sehr leeren Markt nicht einfach waren. In diesem Sommer haben wir eine bessere Ausgangssituation. Wir konnten die ganze Saison über gemeinsam analysieren und die Kaderplanung langfristig angehen.

Wir hatten eine sehr erfolgreiche Saison, die in den Playoffs doch enttäuschend endete. Was war aus deiner Sicht entscheidend, dass wir uns gegen Ludwigsburg nicht durchsetzen konnten?

Wir hatten eine überragende Hauptrunde, aber wenn man im Viertelfinale 0:3 verliert, kann man mit den Playoffs nicht zufrieden sein. Nach einem schweren Jahr haben wir einen kompletten Umbruch gemacht, dann haben uns wirklich schwere Verletzungen getroffen, also Knieverletzungen, Brüche usw. die Spieler langfristig oder für die ganze Saison genommen haben. In den Playoffs waren zudem Tanner und Trey angeschlagen. Neben diesen Faktoren war das erste Spiel der Serie sehr wichtig. Wir sind in die erste Halbzeit wie in ein Spiel der Hauptrunde gestartet und Ludwigsburg hat sofort wie in den Playoffs gespielt. Das hat uns nicht nur das erste Spiel, sondern die ganze Serie gekostet, weil Ludwigsburg das Momentum und Selbstvertrauen gewonnen hat. Im zweiten Spiel waren wir unter Druck, haben nicht gut getroffen. Die Energie von Alen und die Erfahrung von Rihards haben enorm gefehlt. In unserem Kader gab es kaum Spieler, die echte Erfahrung aus Playoffs auf höchstem Level mitbringen. Das macht in solchen Serien einiges aus!

Wenn wir über die positive Saison sprechen, muss man auch über unsere Fans reden: Zuschauerrekord, fast immer ausverkauft. Was bedeutet dir das und wie sehr gibt es Bestätigung für den Weg?

Dafür bin ich sehr dankbar und es hat für die EWE Baskets einen ganz hohen Stellenwert. Gleichzeitig sieht man, dass unsere Fans die Identität angenommen haben und spüren, dass unsere Mannschaft immer 100 Prozent gibt!

DeWayne Russell wirkt wie das Musterbeispiel eines Spielers, der perfekt in das System, den Club, die Stadt und zum Coach passt. Wie entscheidend ist seine Verlängerung?

Sehr wichtig! DeWayne war unser wichtigster Spieler in diesem Jahr. Auch wenn es Mannschaftssport ist, braucht man diese herausragenden Spieler. DeWayne ist menschlich und sportlich ein Leader. Wir sind sehr froh, dass wir frühzeitig mit ihm verlängert haben und ihn als Fixpunkt in der Kaderzusammenstellung für das nächste Jahr haben.

Stichwort Kontinuität: Neben DeWayne haben wir einen starken Kern an deutschen Spielern, die bereits an uns gebunden sind. Was bedeutet das für die Entwicklung?

Das ist enorm wichtig, weil man auf einem höheren Level in die Vorbereitung starten kann. Diese Spieler kennen den Trainer, den Stil. Es ist dann viel leichter, die anderen Spieler in diese Identität zu integrieren. Das beste Beispiel ist Bonn. Die haben auf dem letzten Jahr aufbauen können. In den Spielen gegen uns hat man gesehen, dass der Abstand zu Beginn sehr groß war und im Verlauf der Saison kleiner wurde.

Daran anknüpfend: Man konnte im letzten Sommer das Gefühl haben, dass andere Ligen wie Italien und Frankreich finanziell sehr lukrativ geworden sind, aber auch Australien, Japan und grundsätzlich Asien stärkere Konkurrenz sind. Wie herausfordernd ist der Markt geworden?

Die Budgets sind in diesen Ländern in den letzten Jahren stärker als in Deutschland gewachsen. Bei uns kam hinzu, dass wir nicht international vertreten waren und damit dieses zusätzliche Argument gegenüber den Spielern fehlte. In dieser Hinsicht wird unsere Situation für die kommende Saison deutlich besser sein wird.

Wenn wir über die Ausrichtung des Kaders 2023/2024 reden. Gehen wir in der Ausrichtung unseres Teams weiter in die Richtung, die wir im letzten Jahr eingeschlagen haben?

Wir werden unseren Weg fortsetzen! Wir haben in der letzten Saison gesehen, dass Pedro eine klare Vorstellung hat, sehr detailliert arbeitet und entwickelt. Natürlich haben wir auch gesehen, was unserer Mannschaft fehlte, um den nächsten Schritt zu machen und ich hoffe, dass wir im Sommer die richtigen Bausteine finden, damit Pedro seine Philosophie noch besser umsetzen kann.

Wenn wir auf die Aspekte schauen, die unserem Team vielleicht gefehlt haben, stechen sicher das Playmaking und die Kreativität neben DeWayne ins Auge. Wie ist da deine Einschätzung?

Wir hatten in der letzten Saison mit zwei Spielmachern, also DeWayne und Bennet angefangen, hatten nach dem Wechsel von Bennet die richtige Lösung gefunden. Rihards Lomazs hatte eine Qualität, die man zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr verpflichten kann und wir hatten das Gefühl, das seine Entwicklung in die absolut richtige Richtung ging. Er hätte uns mit seiner Erfahrung auch mit Blick auf die Entwicklung in den Playoffs deutlich stärker gemacht. Leider können im Sport Verletzungen passieren, so dass DeWayne wieder auf sich alleine gestellt war. Dann noch einmal diesen Guard zu finden, der auf beiden Positionen große Qualitäten hat, ist im Februar nicht einfach. 

Wenn man auf die Zahlen schaut, waren wir von der Dreierlinie eines der schwächeren Teams. Ist das ein Fokus, den man haben muss, dem Team ein Stück mehr Gefährlichkeit aus der Distanz zu geben?

Mit  Alen und Rihards haben am Ende zwei Spieler gefehlt, die zu unseren besten Schützen zählen sollten und die unsere Quote nach oben hätten schrauben können. Zur Wahrheit gehört aus meiner Sicht aber auch, dass wir einen sehr intensiven Basketball spielen. Mit diesem Tempo und der Aggressivität ist die körperliche Belastung höher und man spürt es an den Quoten aus der Distanz. Es gibt Teams, die mit weniger Einsatz in der Defensive spielen, die deshalb offensiv ausgeruhter sind und bessere Quoten haben. Insofern nehmen wir die etwas schwächeren Quoten in Kauf.  Ich glaube, dass wir Spieler im Kader hatten, die zuvor in der Karriere besser aus der Distanz getroffen haben und es bei uns nicht umgesetzt haben.

Wie sieht die Ausrichtung auf den großen Positionen aus, welchen Spielertyp benötigt es als Center?

Wir suchen einen Center, dessen Profil und Spielweise sich in unser System einfügt. DeWayne ist unsere Hauptfigur als Spielmacher und Leader und wir achten darauf, dass er gute Schützen um sich herum bekommt und einen Center, der im Pick&Roll zu ihm passt, den er bedienen kann, auch über Ringniveau anspielen. Wir werden nach einem athletischen Big Man schauen, der unseren Stil und unsere Identität in der Defensive spielen kann und mit dem wir die Passfähigkeiten von DeWayne nutzen können.

Vier deutsche Spieler haben wir unter Vertrag, im letzten Jahr war zum Start der Saison mit Bennet Hundt ein fünfter Spieler Teil der Rotation. Das legt die Vermutung nahe, dass wir auch auf den deutschen Positionen noch einen Spieler suchen. Was ist dort der Wunsch, welches Puzzleteil passt hier?

Unser Gedanke ist, einen Spieler zu finden, der den Wunsch hat, sich hier mit uns zu entwickeln. Der Markt für deutsche Spieler ist nicht einfach, aber wir suchen einen Spieler, der unsere Identität annehmen will und von seinen Fähigkeiten und seinem Potenzial in unser System passt. Einen Spieler, der hungrig ist und bereit dafür, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen.