Robin Smeulders spielte von 2010 bis 2016 für die EWE Baskets Oldenburg und weiß, wie man in heimischer Arena einen Titel gewinnt: 2015 wurde er beim TOP FOUR in der EWE Arena Pokalsieger. Der inzwischen 35-Jährige spricht im Interview über seine Erinnerungen an das Finalturnier, sein Karriereende und seine Erwartungen an das diesjährige TOP FOUR, das am 18. und 19. Februar erneut in Oldenburg ausgetragen wird.
Moin Robin! Wie geht es dir und deiner Familie und was machst du aktuell?
Moin! Meiner Frau, meinen Töchtern und mir geht es sehr gut in Portland, Oregon. Ich arbeite zurzeit als Projektmanager für eine Softwarefirma und helfe Kunden während der sogenannten initialen Implementierung. Dazu berate und helfe ich meiner Frau in ihrem Spirituosenfachgeschäft, in dem mehr als zehn Mitarbeiter bei uns angestellt sind. Meine Töchter sind inzwischen schon vier und sieben Jahre alt und gehen zur Deutschen Schule. Man sieht: Ich bleibe gut beschäftigt. (lacht)
Du musstest deine Karriere vorzeitig beenden. War das im Rückblick die richtige Entscheidung?
Rückblickend glaube ich schon, dass es die richtige Entscheidung war. Jetzt mit 35 Jahren habe ich neben meiner Profilaufbahn auch schon einiges an Berufserfahrung gesammelt und bin daher doch recht interessant für mögliche Arbeitgeber. Natürlich habe ich neben dem Basketball an sich auch den Lebensstil, die Kameradschaft, die Spannung und das Ansehen vermisst, aber mir war schon immer klar, dass es nach dem Basketball ein zweites Leben gibt.
Wie schwer fiel dir der Übergang von der sportlichen in die neue berufliche Laufbahn?
Der Übergang hatte seine Höhen und Tiefen, jedoch muss ich mich dort bei meinem ersten Arbeitgeber, der Firma Hoffrogge in Wildeshausen, bedanken. Die Leute dort haben mir nicht nur die Grundlagen des Jobs erklärt, sondern mir auch direkt Verantwortung übertragen.
Wie intensiv verfolgst du das Geschehen in der Basketball-Bundesliga? Schaust du gelegentlich nach, wie es um die EWE Baskets steht?
Ich schaue schon jedes Wochenende, wie die Spiele ausgegangen sind, und finde dieses Jahr den Abstiegskampf auch recht interessant. Dort kämpfen einige etablierte beziehungsweise Traditions-Vereine um den Klassenerhalt. Da gibt es Hamburg, das unbedingt in der BBL bleiben muss, dazu meinen Heimatclub Braunschweig oder Frankfurt, inzwischen auch ein Traditionsverein, bei dem mein ehemaliger Agent Geert Hammink als Trainer arbeitet. Jetzt, wo Mladen auch noch Bayreuth coacht, wird der Kampf noch interessanter. Mein Hauptinteresse gilt aber natürlich den Oldenburgern, die bis auf ein paar Spiele bis dato eine gute Saison spielen. Hoffentlich findet sich Kenny Ogbe rasch zurück in der Rotation, damit Oldenburg aus mindestens zehn Spielern schöpfen kann.
Am 18. und 19. Februar dieses Jahres findet in Oldenburg erneut das TOP FOUR statt. Was dachtest du in der Saison 2014/2015, als feststand, dass die Spiele um die Trophäe vor den eigenen Fans ausgetragen werden?
Das war natürlich top, denn es ist ein super Event für jeden Sportliebhaber und ein Highlight für die Stadt. Und obwohl ich mir sicher bin, dass die Baskets-Fans uns überallhin begleitet hätten, ist der Support in der eigenen Halle immer besser. Sportlich gesehen ist es ein Vorteil, da man nicht reisen muss und in seinem eigenen Bett schlafen kann.
Ihr habt damals im Finale gegen Bamberg lange zurückgelegen, bevor die Partie plötzlich zu euren Gunsten kippte. Was ging dir durch den Kopf, als deutlich wurde: Das kann hier heute was werden?
Also zuerst glaubt man – oder sollte das zumindest tun –, dass man jedes Spiel gewinnen wird. Auch wenn es eine der starken Bamberger Mannschaften war, stellt man sich auf das Spiel ein und probiert, jeden Ball zu gewinnen. Aber in der Partie selbst habe ich angefangen, daran zu glauben, als neben den etablierten Leistungsträgern auch weitere Spieler einen Beitrag geleistet haben. So kamen wichtige Impulse von Maurice Stuckey und Philip Zwiener. In Begegnungen, in denen man der Underdog ist, ist es auch unglaublich wichtig, immer im Spiel zu bleiben, also in Schlagweite zum Gegner. Genau das haben wir geschafft, und danach ging es darum, am Ende den entscheidenden Run hinzulegen. Aber ehrlich gesagt: Als die Schlusssirene erklungen war, hieß es im Kopf nur noch: „JAAA!“
Worin liegt der besondere Reiz an Pokalspielen?
Der Reiz ist, dass es alles „Do or die“-Spiele sind, dazu kommt das Losverfahren. Daher können die Favoriten schon früh aufeinandertreffen und die Underdogs mit ein bisschen Glück ins TOP FOUR kommen. Am Turnier selbst liegt der Reiz darin, dass die Spiele direkt hintereinander liegen, daher ist die Vorbereitung auf den Finalgegner kaum vorhanden. Hier geht es dann darum, wie gut die Mannschaft sich schnell anpassen und wie ein Coach im Spiel Änderungen umsetzen kann.
Welchen Stellenwert hat der Pokalsieg 2015 mit Blick auf deine Profikarriere?
Einen sehr hohen, da es der einzige Titel war, den ich tatsächlich gewonnen habe. Ich war häufiger im Finale oder habe bei der EM gespielt, jedoch war es das einzige Mal, dass ich einen Pokal in die Luft heben durfte.
Die Oldenburger treffen im Halbfinale auf Ludwigsburg, im zweiten Spiel begegnen sich Berlin und Bayern. Was erwartest du vom TOP FOUR in Oldenburg?
Ich erwarte ein Basketballfest in Oldenburg, die Baskets und Oldenburg werden sehr gute Gastgeber sein – mit hervorragender Stimmung in der Halle. Sportlich erwarte ich Top-Basketball mit zwei Euroleague-Mannschaften und zwei hungrigen Teams mit Coaches, die etwas zu beweisen haben.
Mein Tipp ist, dass Oldenburg im Finale gegen Bayern spielt und es dort bis zum Schluss knapp sein wird – und hoffentlich reist Andrea Trinchieri wieder einmal ohne Pokal aus Oldenburg ab. (lacht)