Am Samstag (20.30 Uhr) beginnt für die EWE Baskets Oldenburg eine Serie von vier schweren Auswärtspartien. Dann tritt die Mannschaft von Head Coach Pedro Calles bei den Telekom Baskets Bonn an, die sich zu einem Titelkandidaten in der easyCredit BBL entwickelt haben.
Wenn vor der Saison die Titelfavoriten bei Trainern und Journalisten abgefragt werden, sind die Antworten in den letzten Jahren austauschbar: ALBA BERLIN und Bayern München, so lautet das prognostizierte Duell. Im Verlauf der Hinrunde allerdings haben die Telekom Baskets Bonn bewiesen, dass sie in diesem Jahr in den Kreis der Titelanwärter gehören. Von 22 Pflichtspielen entschied die Mannschaft von Tuomas Iisalo 18 Partien für sich, qualifizierte sich in einer hochklassigen Gruppe souverän für die nächste Runde der Basketball Champions League und steht mit einer Bilanz von 13:2-Siegen auf dem zweiten Platz der easyCredit BBL.
Die Bonner haben eine herausragend funktionierende Mischung aus individuell herausragenden Spielern wie TJ Shorts oder Jeremy Morgan und vielen Teamspielern mit klarem Rollenverständnis geformt, die als Mannschaft keine offensichtlichen Schwächen hat. Bonn hat das beste Offensiv- und Defensiv-Rating der Liga, sammelt prozentual die meisten Rebounds am offensiven und auch defensiven Brett ein, während nur die EWE Baskets ihren Gegner prozentual häufiger zum Ballverlust zwingen, als die Rheinländer. So kassiert das Team von Tuomas Iisalo nur 75,5 Punkte pro Partie – Bestwert der BBL.
Das gesamte Spiel der Gastgeber dreht sich dabei um TJ Shorts, den bereits in der vergangenen Saison in Crailsheim nur eine Verletzung auf dem Weg zum MVP-Titel stoppte und dem seither weitere Entwicklungsschritte gelungen sind. Shorts kommt mit seinem Antritt an jedem Gegenspieler vorbei, verwandelt stark aus der Mitteldistanz und hat in den letzten Jahren auch den Dreier stabilisiert. So ist der Spielmacher mit 18,7 Punkten im Schnitt einer der besten fünf Scorer der BBL, zählt mit 7,1 Assists im Schnitt allerdings auch zu den fünf besten Passgebern.
Neben Shorts stach aus dem starken Kollektiv im Saisonverlauf vor allem Jeremy Morgan heraus, der 16,2 Punkte und 4,6 Rebounds pro Partie auflegt und mit 51 Prozent Feldquote, 44,9 Prozent Dreierquote und 95,7 Prozent Freiwurfquote mit selten erreichter Effektivität glänzt. Morgan allerdings wird den Gastgebern mindestens für mehrere Wochen fehlen.
Die Bonner Qualität besteht allerdings auch darin, dass andere Spieler in diesen Situationen ihre Leistungen steigern. So hat Forward Tyson Ward (11,2 Punkte, 4,6 Rebounds) sich seit dem Ausfall von Morgan noch einmal entwickelt. Finn Delany (10,3 Punkte, 3,9 Rebounds, 39,7 Prozent Dreier) bringt als Big Man das komplette Paket aus Spiel am Brett und aus der Distanz mit. Leon Kratzer wiederum hat deutliche Fortschritte gemacht, kommt auf 9,8 Punkte und 6,5 Rebounds im Schnitt, spielt als guter Verteidiger und bester Offensivrebounder der BBL eine ganz wichtige Rolle im Bonner System.
Hinzu kommen viele Akteure, zu denen auch die ehemaligen Oldenburger Sebastian Herrera (9.3 Punkte, 3,4 Assists) und Karsten Tadda (4,9 Punkte) zählen, die ihre Rollen mit großem Verständnis und Energie ausfüllen und es so unglaublich schwer machen, das Bonner Spiel aus dem Rhythmus zu bringen.
Die EWE Baskets wiederum müssen ihr Spiel aktuell neu justieren. Nach dem Abgang von Bennet Hundt, und den längerfristigen Ausfällen von Rihards Lomazs und Kenneth Ogbe ist die Personalsituation vor allem auf den kleinen Positionen ausgedünnt, Rollen müssen sich neu finden. So agierte Alen Pjanic gegen den MBC verstärkt als Small Forward, während auch Fritz Hemschemeier zum Einsatz kam. Am Wochenende dürfte nun auch MaCio Teague wieder in den Kader rücken.
Herausforderungen, die es für die EWE Baskets nun in einem anspruchsvollen Spielplan zu lösen gilt. Die Oldenburger sind in den nächsten Wochen mit Bonn, den MHP RIESEN Ludwigsburg und ALBA BERLIN gleich bei drei Spitzenteams gefordert, hinzu kommt das Auswärtsspiel beim starken Aufsteiger aus Rostock.