Die EWE Baskets Oldenburg haben ein intensives und emotionales Nordderby für sich entschieden. Bei den Veolia Towers Hamburg sicherten die Oldenburger sich angetrieben von 350 mitgereisten Fans den bis in die letzte Sekunde umkämpften 96:95-Auswärtserfolg und beenden das Jahr 2022 auf dem fünften Platz.
Es war die sinnbildliche und letztlich auch entscheidende Szene des Spiels. Bei einem Punkt Vorsprung für die EWE Baskets und noch wenigen Sekunden auf der Spieluhr versuchen die Towers den Quarterback-Pass auf den nach vorne eilenden Meisner, der freie Bahn zu haben scheint. Tanner Leissner allerdings, der zuvor gleich doppelt die Chance auf die Entscheidung von der Dreierlinie vergeben hatte, weit über 30 Minuten auf dem Feld in den Beinen hat, kratzt allerdings alle Reserven zusammen und bringt noch eine Hand an das Spielgerät. Ballgewinn, Auswärtssieg! Die Hamburger Arena versinkt in Jubel und Humba der 350 mitgereisten Oldenburger Fans, die dafür sorgten, dass die Auswärtspartie zum Heimspiel wurde.
Beide Teams hatten sich eine Begegnung auf Augenhöhe geliefert, in der die Towers teilweise atemberaubende Wurfquoten auf das Parkett brachten, 63 Prozent der Würfe aus dem Feld und fast 50 Prozent der Dreier verwandelten. Den EWE Baskets gelang es allerdings, mit 11 Offensivrebounds (Hamburg 4) und 15 Steals insgesamt sieben Feldwürfe und 15 Freiwürfe mehr zu erarbeiten – der Schlüssel zum Erfolg.
Zum eindeutig besten Spieler der Oldenburger, bei denen Bennet Hundt nach einem Cut am Auge, der genäht werden musste, nicht auf dem Spielfeld stand, wurde Trey Drechsel. Der Forward erzielte mit 27 Punkten ein neues Career-High in der BBL, sammelte dazu sechs Rebounds und vier Steals. DeWayne Russell kam auf 17 Punkte und acht Assists, Rihards Lomazs erreichte ebenfalls 17 Zähler. Tanner Leissner (15 Punkte, sechs Rebounds) und Owen Klassen (11) punkteten zweistellig.
Schon vor Spielbeginn sorgten die 350 mitgereisten Fans für eine großartige Derbyatmosphäre und die EWE Baskets agierten von Beginn an mit Tempo und Energie. Ein Dreier von Tanner Leissner sorgte für die erste Oldenburger Führung, auch Drechsel brachte sich mit fünf Punkten schnell in die Partie (13:10). Den Gästen gelang es, den Hamburger das hohe Tempo aufzuzwingen, die sich bereits sechs Ballverluste im ersten Viertel erlaubten. Lomazs sorgte aus der Distanz für das 23:17.
Auch den Start in das zweite Viertel erwischten die EWE Baskets, als der in der ersten Halbzeit überragende Trechsel per Dreipunktspiel zum 26:19 erhöhte. Jetzt fanden auch die Hamburger emotionale Bindung zum Spiel, starteten einen 7:0-Lauf, den Meisner per Dunk vollendete. Es benötigte eine Auszeit, um die Gäste wieder ins Spiel zu bringen, die sich dank zwei Dreiern von Pjanic und Drechsel wieder auf 38:30 absetzten. Oldenburg hatte nun die Reboundhoheit und die spektakulären Aktionen auf seiner Seite. Erst dunkte Leissner seinem Gegenspieler ins Gesicht, dann entzog sich Drechsel dem Hamburger Druck, zog über das halbe Feld zum Korb und vollendete trotz eines Fouls (43:32). Starken Minuten von Kendale McCullum und 82 Prozent Quote aus Nah- und Mitteldistanz verdankten es die Towers, zur Halbzeit wieder auf 53:47 zu verkürzen.
Nach Wiederbeginn waren es die Hamburger, die wie die spritzigere Mannschaft wirkten und auch ihre Dreier traumwandlerisch trafen. Oldenburg hielt vor allem mit zwei wichtigen Steals von DiLeo dagegen, aus dem auch ein Dreier von Leissner resultierte. Trotzdem sorgte Meisner aus der Distanz für den Rückstand der EWE Baskets (63:64). Es waren Ballgewinne und der Wille von Alen Pjanic, die das Team wieder auf Kurs brachten. Per Dunk brachte Pjanic die Gäste auf 65:66 heran, aus einem Steal des Forwards resultierte das 72:68 durch Russell.
Zu Beginn des letzten Viertels hatten die EWE Baskets dann wieder die Kontrolle. Wieder war es Pjanic, der sich den Steal sicherte und im Fastbreak verwandelte (78:72). Russell und Lomazs legten aus der Distanz nach (84:75), doch die Towers gaben nie auf. Als dann Russell den Step-Back-Dreier zum 93:85 verwandelte, schienen die EWE Baskets auf der Siegerstraße. Weil die Oldenburger aber auch offene Dreier nicht verwandelten, kamen die Gastgeber noch einmal zum Ausgleich, als Woodard den Dreier aus dem Einwurf-Play verwandelte. Auf der Gegenseite traf Russell einen FW und Leissner sicherte den Sieg mit einer spektakulären Defensiv-Aktion.