Am Montag geht es nach Kroatien ins Trainingslager. Vorher äußert sich Headcoach Sebastian Machowski ausführlich im Interview über den Stand der Dinge..
Die vergangene Saison führte euch in das Halbfinale der Liga, wo ihr in einer engen Serie gegen Bayern ausgeschieden seid. Mit dem Abstand der Sommerpause: Wie lautet dein Fazit der Saison?
Ich denke, wir können auf die abgelaufene Saison stolz sein. Es war auf Grund der vielen personellen Ausfälle, die wir verkraften mussten, eine turbulente Spielzeit. Zuerst muss man da natürlich die zwei schweren Verletzungen von Adam Chubb nennen. Als dann auch noch die Blessur von Robin Smeulders dazu kam, hat es das Team sicher aus dem Tritt gebracht. Es war dann nicht einfach, Ruhe in das Team zu bringen und wieder den erfolgreichen Weg zu finden. Die Verpflichtung von Philipp Neumann hat da sicher sehr geholfen, in die Spur zu kommen. Wir haben dann Bayern München in ein fünftes Spiel gezwungen und am Ende den dritten Platz belegt - damit kann man sehr zufrieden sein.
Ihr habt euch dazu entschieden, das Team ein wenig zu verändern und auch einen Tausch auf der Point Guard-Position zu vollziehen. Kannst du etwas zu den Gründen dafür sagen?
Wir waren zwei Mal knapp dran, Meister zu werden. Da möchte man sich natürlich in die Lage versetzen, den letzten Schritt zu machen. Dafür muss man erst einmal die Playoffs erreichen, aber dann auch einmal das wirklich letzte Spiel gewinnen. Da ist bei uns die Entscheidung gereift, dass wir uns für diesen Schritt personell verändern wollen, um an diesem Ziel zu arbeiten. Es ist allerdings nicht nur die eine Neuverpflichtung von Ty McKee, es sind auch Maurice Stuckey und Philip Zwiener neu dazugekommen, außerdem muss man auch Philipp Neumann erwähnen, der jetzt fest in unserem Team ist. Wir haben da eine sehr positive Mischung zusammen, die uns zumindest auf dem Papier in die Lage versetzt, auch in Europa die nächste Runde zu erreichen und eine starke Saison zu spielen.
Was genau kann Ty dem Team auf dem Feld geben?
Wir haben jemanden gesucht, der nicht nur die Mannschaft leiten und führen, sondern auch selber punkten und Abschlüsse für sich selbst kreieren kann, wenn die Situation es erfordert. Ty McKee hat genau diese Qualitäten bereits mehrere Jahre auf höchstem Niveau gezeigt.
Ein weiterer Neuzugang kam in Maurice Stuckey aus Würzburg. Was waren die Anforderungen an seine Position und welche Stärken bringt Mo mit?
Maurice hat eine sehr starke zweite Saisonhälfte in Würzburg gespielt, allerdings auch vorher immer wieder angedeutet, welche Qualitäten in ihm stecken. Er wurde allerdings regelmäßig durch Verletzungen in seiner Entwicklung gestoppt. Mit seiner Schnelligkeit, seinem Wurf, der kompletten Ausbildung, die er genossen hat, aber auch mit seinem Alter war er sehr interessant für uns. Er hat die physischen und mentalen Voraussetzungen, um hier den Durchbruch zu schaffen.
In Philip Zwiener kommt ein gestandener Spieler nach Oldenburg. Soll er nur auf der kleinen Flügelposition zum Einsatz kommen oder auch auf der großen spielen?
Zwiener, wie wir ihn nur noch nennen, hat eine ganz wichtige Rolle. Er muss diese beiden Positionen in unserem System komplett verinnerlichen und umsetzen können. Das ist gerade auf den Positionen drei und vier nicht einfach, weil die Anforderungen doch sehr unterschiedlich sind. Er hat allerdings schon bewiesen, über die Qualität zu verfügen, sowohl Flügelspieler an der Dreierlinie verteidigen zu können, als auch unter dem Korb gegen die modernen Power Forwards zu bestehen. Diese Kombination für den Kader zu finden war wichtig; in der Defensive zu bestehen, ist immer die erste Anforderung, die ich an meine Spieler stelle. Was Zwiener auch auszeichnet, ist sicher der Wille, in einem Team spielen zu wollen, das zu den Spitzenteams der Liga zählt.
Es scheint so, dass einige Spitzenteams der Liga die Konstellation mit weniger Spielern für den Frontcourt wählen. Ist das eine zufällige Entwicklung oder siehst du da einen Trend?
In Oldenburg hatten wir auch zum Start der vergangenen Saison die gleiche Tiefe auf den großen Positionen. Unser Kader bietet eine qualitativ hochwertige doppelte Besetzung auf allen Positionen. Man muss auch sagen, dass wir sehr flexible Spieler in unsere Reihen haben. Für ein Team ist es bei Verletzungen unheimlich schwer, die beiden Ankerpunkte - also den Point Guard und den Center - zu ersetzen. Auf allen anderen Positionen kannst du mit der Flexibilität kurzfristig Lösungen finden. Die Problematik, die man in der Liga in diesem Bereich sieht, hat sicherlich auch mit der Beschränkung auf sechs Spots für Spieler aus dem Ausland zu tun. Da muss jeder Verein für sich entscheiden, wie man diese sechs Plätze verteilt und sehen, ob er die passenden deutschen Spieler findet. Ob einige Clubs sich einfach für eine schnellere Spielweise entschieden haben oder das Risiko einer Lücke eingehen, wird sich dann in den nächsten Monaten erweisen.
Wie wichtig ist es auch als Zeichen an die jungen Spieler in der Akademie, weiterhin zwei Plätze für junge Spieler aus der eigenen Akademie offen zu halten?
Wir wollen so viele Spieler wie möglich aus den eigenen Reihen in der Bundesliga sehen. Diese Spieler bilden wir teilweise über Jahre aus. Kevin Smit ist der erste Spieler, der diesen Sprung vollziehen konnte. Jetzt ist die Frage, wer der zweite Spieler für diesen Schritt sein wird. Dann wird sich natürlich zeigen, ob die Talente zu Leistungsträgern und Rollenspielern heranwachsen können. Dominic und Niklas bringen in jedem Fall alle Voraussetzungen mit und ich würde mir wünschen, dass wir diesen Weg gemeinsam, aber auch so schnell wie möglich gehen können.
Ihr habt euch entschieden, Nemanja Aleksandrov zu halten. Was hat euch zu diesem Schritt bewogen?
Wir haben eine hohe Erwartungshaltung an Nemanja für das zweite Jahr. Dabei wird sicher auch Adam Chubb eine Rolle spielen, der dem Team defensiv mehr Stabilität und offensiv eine andere Dimension gibt. Außerdem hat Nemanja über den Sommer hervorragend gearbeitet und auch Muskelmasse zugelegt. Nemanja hat oft sein großes Talent, seine besondere Qualität aufblitzen lassen; jetzt muss er beweisen, dass er diese Leistungen konstant abrufen kann.
Wie wichtig ist es dir, wieder mehr zur defensiven Identität zu kommen, die euch in der Saison 2012/2013 ausgezeichnet hat?
Ich glaube, das war der zweite Satz in meiner Ansprache beim ersten Training an die Mannschaft. Es ist ein wichtiges Ziel, an dem wir jeden Tag hart arbeiten. Vor zwei Jahren haben wir mit die wenigsten Punkte in der Liga abgegeben und uns darüber immer die Möglichkeit zum Sieg erarbeitet. Das hat uns mit in das Finale gebracht. Gleichzeitig wollen wir uns im Bereich Rebounds weiter steigern und haben auch hier Qualität gewonnen.
Das zweite Jahr in Folge haben sich fast die gleichen Teams für die Playoffs qualifiziert. Ist das ein Zeichen dafür, dass sich diese Mannschaften etwas absetzen?
Das zeigt, wie schwer es ist, die Playoffs zu erreichen und wie eng die Liga eigentlich ist. In dieser starken Konkurrenz kann der Heimvorteil in den Playoffs eine große Bedeutung haben, aber zuerst musst du dich für sie qualifizieren. In der Liga kann man immer noch gegen jedes Team gewinnen oder verlieren, die Spiele sind umkämpft und bis zum Ende offen. Ich sehe diese Trennung in sieben starke Mannschaften und den Rest noch nicht.
Das TOP FOUR wurde nach Oldenburg vergeben. Was sagt das über unseren Standort und welche sportliche Verantwortung wächst daraus?
Ich freue mich wahnsinnig über den Zuschlag für das TOP FOUR, weil es den Status zeigt, den wir uns über die letzten Jahre erarbeitet haben. Gerade mit der großen EWE ARENA im Rücken wird das im Frühjahr ein absolutes Basketballfest. Die letzten zwei Jahre war es ein Wermutstropfen, das Qualifikationsspiel für das TOP FOUR verloren zu haben. Vor den eigenen Fans wollen wir in diesem Jahr auf jeden Fall das Finale erreichen.
Am Montag geht es ins Trainingslager. Welche ersten Eindrücke nimmst du aus zwei Wochen Training mit?
Ich habe schon viel Gutes gesehen. Man merkt, dass sich alle Rückkehrer sehr gefreut haben, wieder hier zu sein. Die Neuen integrieren sich schnell. Jetzt wollen wir in Kroatien den nächsten Schritt als Team vollziehen.
Die obligatorische Frage nach einem konkreten Saisonziel darf natürlich auch nicht fehlen.
Wir wollen unsere Leistungen aus der Vorsaison bestätigen.
Die Fragen stellte Christian Ruhe, EWE Baskets Oldenburg
Bilder: fotoduda.de