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Wo bist du aktuell und wie hast du deine freie Zeit bisher verbracht?
Aktuell bin ich Belgrad. Vor drei Wochen habe ich begonnen, mich auf die kommende Saison vorzubereiten, also ist meine Sommerpause bereits vorbei. In diesem Jahr habe ich die meiste Zeit in Serbien verbracht und habe keinen richtigen Urlaub gebucht. Ich war nie der typische Tourist, der sich auf Pauschalreisen wohl gefühlt hätte, also haben meine Frau und Ich beschlossen, direkt nach der Saison einen roadtrip zu machen. Wir haben Städte wie Amsterdam, Paris, Mailand und einige andere auf dem Weg besucht und es war eine wirkliche schöne Erfahrung!
Die letzte Saison war dein erstes Jahr in Oldenburg, erzähl uns doch mal etwas über deine Eindrücke.
Das letzte Jahr war wirklich großartig für mich. Ich wusste, dass ich in ein funktionierendes Team komme, in einen sehr stabilen Basketballverein und Einwohner einer Stadt werden würde, in der Basketball eine wichtige Rolle spielt. Darauf war ich stolz und wollte unbedingt dazu beitragen, den Erfolg der vorherigen Jahre zu bestätigen. Wir mussten einige Rückschläge und Verletzungen einstecken, konnten uns aber über die Hürden hinwegsetzen und erreichten sicher die Playoffs. Ich habe es besonders genossen, vor unseren Fans zu spielen und empfinde wirklich Wertschätzung für die Anhänger, die uns immer so fantastisch unterstützen. Das Highlight der Saison waren definitiv die Playoffs, besonders die Spiele gegen München. Erinnert ihr euch noch daran? Ich spüre immer noch den Adrenalinschub, wenn ich nur an diese Serie denke!
Teilweise war die Saison geprägt von Verletzungen; wie sehr haben die euch gestört und wie seid ihr damit umgegangen?
Unser Team ist wirklich wie eine Gruppe aus Brüdern. Wir nehmen den Gedanken sehr ernst, dass wir als Team gemeinsam gewinnen und verlieren, deshalb versuchen wir uns einfach anzupassen, uns wieder zu fokussieren und unser Bestes zu geben. Verletzungen sind leider Teil des Geschäfts.
Es scheint als hättest du gerade in den Playoffs deinen besten Basketball der Saison gespielt, du wirktest in dieser Phase auch deutlich selbstbewusster. Hast du eine Erklärung für diese Entwicklung?
Wenn man in ein neues Team und eine neue Stadt kommt, braucht es einfach etwas Zeit sich anzupassen. Ich musste erst einen Weg finden, wie ich mein Spiel in unsere Mannschaft einbringen kann. Basketball ist natürlich mein Job, aber es bleibt trotzdem die Sportart, die ich absolut liebe. Für mich geht es in diesem Sport darum, meinen Rhythmus zu finden und das Spiel zu genießen. Ich liebe es mich zu messen; wenn der Druck steigt und es entscheidend wird, versuche ich einfach meine Leistung zu steigern.
Du hast besonders gegen Bayern einige ganz wichtige Würfe getroffen. Täuscht der Eindruck oder genießt du diese Verantwortung?
Ich liebe es zu gewinnen! Eigentlich möchte ich jeden Wurf verwandeln, aber manchmal ist es einfach so, dass du in diesem Bereich gute und schlechte Phasen hast. Glücklicherweise habe ich am Ende in entscheidenden Momenten getroffen.
Als Adam Chubb am Ende der Saison wieder in das Team kam, schien es, als würden auch deine Leistungen sich deutlich steigern. Warum funktioniert die Kombination zwischen dir und Adam so gut?
Adam ist ein sehr erfahrener Spieler und strahlt eine große Präsenz im Low Post aus. Wenn du so einen guten Center hast, muss die Verteidigung ihre Konzentration mehr in Richtung Brett verlagern, so dass man selber mehr offene Würfe bekommt. Als ich dann auch noch meine Würfe traf, war es den Teams nicht möglich, Adam zu doppeln - gleichzeitig hat er ein gutes Auge für den Mitspieler, wenn die Gegner ihn doch doppeln. Wir hatten allerdings auch tolle Schützen mit guten Passfähigkeiten, Rickey und Julius haben die Gegner damit während der ganzen Saison unter Druck gesetzt.
55 Pflichtspiele in einer Saison ist bei weitem die Höchstmarke in deiner Karriere. Wird dir diese lange Saison helfen, im nächsten Jahr noch besser zu spielen?
Wie ihr alle wisst, hatte ich viele Rückschläge in meiner Karriere, aber ich bin kein Typ, der diesen Gelegenheiten nachtrauert. Nachdem die letzte Saison schon etwas besser gelaufen war, wusste ich, dass ich noch mehr Spiele und ein höheres Level brauche. Coach Machowski ist ein gewisses Risiko mit mir eingegangen. Da ich nun noch eine weitere Chance bekomme, scheint meine Leistung in Ordnung gewesen zu sein. Mit den Erfahrungen im Eurocup und der langen Beko BBL-Saison im Rücken weiß ich nun, in welchen Bereichen ich arbeiten muss und das mache ich auch jetzt schon. Ich kann es überhaupt nicht abwarten, bis die nächste Saison endlich losgeht.
Du bleibst ein weiteres Jahr in Oldenburg, wieso denkst du, dass Oldenburg der richtige Platz für dich ist?
Ich genieße es sehr in Oldenburg zu leben. Oldenburg ist eine sehr entspannte Stadt. Wenn man in dem Chaos einer Hauptstadt wie Belgrad gelebt hat, genießt man die Beschaulichkeit in Oldenburg. Die Menschen sind gerade zu mir als Basketballer unglaublich freundlich. Oldenburg ist eine Basketballstadt, die sich hinter das Team stellt, egal ob man gewinnt oder auch mal ein Spiel verliert. Die Infrastruktur im Club ist hervorragend, wir haben eine neue Arena und die Trainingsbedingungen sind wirklich, wirklich gut. Alle Trainer setzen sich total dafür ein, uns mit all dem zu versorgen, was wir für erfolgreiche Arbeit benötigen. Außerdem ist das ganze Team hinter dem Team herausragend. Wenn es Tina Flieger zum Beispiel nicht geben würde, wüsste ich wahrscheinlich manchmal nicht, was ich machen würde. Zusätzlich machen aber auch beispielsweise unsere Fotografen, unsere Presseabteilung und die ganzen ehrenamtlichen Helfer eine erstaunliche Arbeit.
Du hattest vermutlich den bekanntesten Playoffbart der letzten Saison. Hast du ihn wachsen lassen oder abgeschnitten?
(lacht) THE BEARD führt ein Eigenleben, ich werde ihn definitiv auch in der nächsten Saison tragen.
Die Fragen stellte Christian Ruhe, EWE Baskets Oldenburg
Bild: fotoduda.de