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Mike Taylor: Karriere mit Titel beendet

09.05.2014

Mike Taylor war drei Jahre lang in Oldenburg aktiv - so prägte er zwar keine ganze Ära, wird aber für immer seinen festen Platz in der Historie des Basketballs an der Hunte haben.

2011 kam Mike Taylor nach Oldenburg. Er sollte dabei mithelfen, mit dem Team der Baskets Akademie Weser-Ems/Oldenburger TB, Aushängeschild des Nachwuchsprogramms der EWE Baskets Oldenburg, nach mehreren Jahren in der Regionalliga den Aufstieg in die ProB zu realisieren.

Oldenburgs Nachwuchskoordinator Ralph Held war der treffsichere Guard am College von Whitworth aufgefallen. Taylor hatte seine College-Karriere bei den Montana Grizzlies in der Division I begonnen, wechselte dann aber in die Division III zu einem viel kleineren College. Damit war er vom Radar vieler Talentscouts verschwunden, obwohl er in der Division III zum Spieler des Jahres gekĂĽrt wurde.

Für Held war schnell klar, dass er versuchen würde, Taylor zu einem Wechsel nach Oldenburg zu bewegen: „Als Spieler muss man über die Qualitäten von Mike nicht viele Worte verlieren. Jeder, der ihn spielen sieht, begreift schnell, was für ein Talent er hat und mit welcher Intelligenz er spielt. Mir war aber auch wichtig, einen Spieler zu finden, der menschlich und charakterlich ins Team passt. Bei Mike musste ich nicht lange überlegen. Er ist eine unheimlich positive Erscheinung, ist immer 100-prozentig engagiert, offen, interessiert und bereit, ständig an sich zu arbeiten. Er hat auch den jüngeren Spielern viel von seiner Erfahrung weitergegeben und war mit seiner Einstellung und seinem Fleiß immer ein tolles Vorbild für die Talente in unserem Programm. Es war ein echter Glücksfall für den Oldenburger Basketball, dass wir ihn von unserem Programm überzeugen konnten und dass er drei so erfolgreiche Jahre bei uns absolviert hat“, freut sich Held auch beim Abschied von Taylor noch über den glücklichen Umstand, seinen Topscorer für die nächsten drei Jahre an einem völlig unbekannten College entdeckt zu haben.

Erfolge sollte Taylor in Oldenburg viele feiern: In der ersten Saison gelang der Aufstieg in die Zweite Bundesliga ProB. Im ersten Jahr dort schafften die Youngster gleich die Playoff-Qualifikation und noch ein Jahr später krönte Taylor seine Oldenburger Zeit mit der ProB-Meisterschaft.

Wenige beherzigen die Weisheit, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, tatsächlich. Für Mike Taylor ist nach dem Titelgewinn aber tatsächlich Schluss mit Basketball. Und auch das Kapitel Deutschland ist nach drei guten Jahren beendet. Das Ende der Oldenburger Zeit ist für Mike Taylor allerdings mit einem erfreulichen Anlass verbunden: Seine Frau Taylor und er sind im März Eltern von Zwillingen geworden. Taylor nimmt den Familienzuwachs als Motivation, ab dem Sommer ins Familiengeschäft einzusteigen.

Die Taylors betreiben im pazifischen Nordwesten der USA seit mehreren Generationen Obstanbau in großem Stil, und dem Familienmenschen Mike Taylor ist es wichtig, dass die Kinder in der Nähe ihrer Großeltern und Cousins und Cousinen aufwachsen.

„Wir sind jetzt eine vierköpfige Familie. Das ist ein großes Glück, aber es bedeutet für uns auch, dass jetzt ein anderer Lebensabschnitt beginnt. Basketball wird immer ein wichtiger Teil meines Lebens bleiben und mit der Zeit in Oldenburg verbinde ich einige der besten Erinnerungen meiner Karriere. Es war eine tolle Zeit und ich habe großartige Menschen kennen gelernt. Dass wir jetzt noch die Meisterschaft holen konnten, ist das perfekte Geschenk zum Abschied. Es freut mich besonders für dieses Team, denn wir haben in dieser Saison hart für unseren Erfolg gearbeitet und alle Spieler sind über sich hinaus gewachsen, um am Ende ganz oben stehen zu können“, blickt Taylor auf den krönenden Abschluss seiner Oldenburger Zeit zurück. „Wir werden Oldenburg immer im Herzen behalten. Wir sind hier sehr gut aufgenommen worden, haben uns schnell zuhause gefühlt und viele Freunde gefunden. Und es ist der Geburtsort unserer Kinder, also werden wir sicher noch häufiger wieder hierherkommen“, verspricht Taylor.

Wer das Spiel von Mike Taylor sieht, dem fällt sofort der ungemein sichere Wurf aus jeder Distanz und aus fast jeder Lage auf. Taylor ist ein extrem kontrollierter Schütze, der selbst in der Luft noch Entscheidungen treffen kann, überraschende Finten einbaut oder aus dem Wurfversuch einen Pass macht. Dabei hilft ihm ein Aspekt seines Spiels, der oft übersehen wird: Taylor ist überraschend athletisch. Es gibt in jedem Spiel zwei, drei Szenen, in denen der Guard andeutet, warum er in der Highschool und am College zu den besten Reboundern auf seiner Position gezählt hat. Wenn er hochsteigt, dann richtig. Was dabei besonders bemerkenswert ist: Er kann regelrecht in der Luft stehen und ist dadurch in der Lage, den Gegner auszumanövrieren und noch eine Finte mehr anzubringen.

Immer wieder hat er in den letzten Jahren die Fans am Haarenufer von den Sitzen gerissen, wenn er vom Flügel aus in die Zone gezogen ist, absprang und in der Luft den Pass hinter dem Rücken antäuschte, um dann doch den Korbleger - oft mit der anderen Hand - anzusetzen. Diese athletischen Voraussetzungen an das physisch anspruchsvolle europäische Spiel anzupassen, war in den ersten Saisons die Hauptaufgabe des Baskets Akademie-Trainerstabes.

ProB-Headcoach Mladen Drijencic erinnert sich: „Für Mike war es sehr gut, dass er die erste Saison in der Regionalliga gespielt hat. Von seinen Fähigkeiten her war er den Gegnern um Längen überlegen. Er ist aber anfangs schlecht damit zurechtgekommen, wenn er robuster verteidigt wurde und er musste hart an seiner eigenen Verteidigung arbeiten. Es spricht aber für seinen Ehrgeiz und sein Arbeitsethos, dass er sich in jeder Saison konstant weiterentwickelt hat. Das erste Jahr in der ProB hat an die Verteidigungsarbeit noch einmal ganz neue Herausforderungen gestellt, und Mike hat unsere Erwartungen auch in diesem Bereich schon nach wenigen Wochen voll erfüllt. Über seine Offensive brauche ich nicht viel zu sagen: Er macht wenig Fehler, trifft gute Entscheidungen und hat einen hervorragenden Wurf. Es war ein großer Glücksfall für uns, ihn diese drei Jahre lang im Team zu haben, weil er durch seine Einstellung auf und neben dem Spielfeld ein echtes Vorbild für die jungen Talente in der Mannschaft war.“

Schon in der Aufstiegssaison in der Regionalliga Nord 2011/2012 war Taylor Topscorer der jungen Oldenburger und legte 24 Punkte im Schnitt auf. Bemerkenswerterweise bestätigte er diese Werte auch in der ProB und führte das Team in der ersten Saison mit 22,5 Punkten gleich im ersten Jahr in die Playoffs. In der abgelaufenen Saison kam er immerhin noch auf 20 Punkte im Schnitt, was aber nicht bedeutet, dass Taylor abgebaut hätte – bei den Oldenburgern wachsen einfach immer mehr junge Spieler in Rollen hinein, in denen sie auch offensiv mehr Verantwortung übernehmen können und wollen.

Es spricht für Taylors Klasse, dass er sein Spiel komplett auf das Team abgestimmt hat und dem Rest der Mannschaft Raum gibt, sich zu entwickeln. Positiv wirkte sich das vor allem auf Taylors Trefferquote aus – seit der Rest der Mannschaft offensiv häufiger für Entlastung sorgt, nähert sich Taylors Saisonwert den 50 Prozent - ein absoluter Spitzenwert für einen Aufbauspieler. Dass sein Weggang eine Lücke hinterlässt, ist nicht zu vermeiden. Taylor selbst ist aber davon überzeugt, dass sein Team genug Talent hat, um seinen Abschied gut zu kompensieren: „Es gibt so viele talentierte Spieler in dieser Mannschaft, die jeden Tag, jede Woche besser werden. Die jüngeren Spieler werden sich in der nächsten Saison alle stark entwickeln können, so dass ich mir keine Sorgen darum mache, dass die Baskets Akademie auch weiterhin große Erfolge feiern wird. Wir haben drei Jahre lang vom Teambasketball gelebt und das wird die Mannschaft auch in Zukunft stark machen“, blickt Taylor voraus.

Text: Manuel Siebert, EWE Baskets Oldenburg
Bilder: fotoduda.de