„Schwere Kost“ hatte Hermann Schüller den Mitgliedern der Gilde Union am Montagabend in Aussicht gestellt, nachdem diese im Hotel Wöbken im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung das gemeinsame Essen eingenommen hatten. Und in der Tat ist der geschäftsführende Gesellschafter der EWE Baskets Oldenburg in seiner Rede als Ehrengast des Zusammenschlusses der Oldenburger Kaufmannschaft tief in das Krisenmanagement eines Profi-Clubs in der Pandemie eingetaucht. Allerdings endete der Abend wenn auch nicht mit leichter Kost, so aber doch mit der positiven Botschaft: „Wir kümmern uns um die Kinder im Nordwesten!“ Aber dazu später mehr.
Über 120 geladenen Mitgliedern der Gilde Union schilderte Schüller, wie die EWE Baskets durch die schwerste Krise der Club-Geschichte gekommen sind: „Mir ist es wichtig, nicht nur auf die negativen Dinge in dieser Pandemie zu verweisen, sondern auch die Chancen aufzuzeigen.“ Eines der zentralen Themen im Vortrag: Wie wirkt man der drohenden Entfremdung angesichts von Spielen ohne Zuschauer entgegen? Schließlich ist der Profi-Sport in der Basketball-Bundesliga ein Produkt zum Anfassen. Schüller: „Wir präsentieren Live-Sport mit Menschen, die wir in den Arenen dabeihaben wollen. Menschen kommen zusammen und wollen Spaß haben.“ Vieles, aber eben nicht alles, lasse sich in einem hoch emotionalisierten Business über digitale Medien kompensieren – schon gar nicht mit Blick auf die eigenen Sponsoren.
Mitten in der Pandemie waren die Basketballer in einer Vorreiterrolle. Die sogenannte Bubble, also die Zusammenkunft der Teams am zentralen Austragungsort unter Quarantäne-Bedingungen, um zumindest über verkürzte Playoffs den Meister zu ermitteln und wenigstens einige Leistungen gegenüber Sponsoren erfüllen zu können, war damals Ende Juni 2020 für eine Profisport-Liga weltweit einmalig. „Dieses Turnier hat dem Basketball viel Aufmerksamkeit gebracht“, so Schüller. „Andere Ligen hatten da schon den Spielbetrieb eingestellt.“ Eine richtungsweisende Entscheidung der BBL und der Clubs, denn so wurde Vertrauen aufgebaut.
Das Gebot der Stunde habe Kreativität gelautet, so der Club-Boss der EWE Baskets, die teilweise als Erste innerhalb der BBL einige innovative Maßnahmen auf den Weg brachten. Dank einer breiten und sehr treuen Fan-Gemeinde zündeten etwa „Papplikum“ und „Solidaritäts-Tickets“ und verschafften dem Club mit Unterstützung der Fans und Sponsoren etwas Luft in der schwersten Phase der Krise, als von staatlicher Hilfe noch nicht die Rede sein konnte.
Schüller zeigte auch auf, in welchem Spannungsverhältnis sich die Clubs befanden. So folge der Transfermarkt auch in der Pandemie den globalen Regeln. Trotz massiven Einnahme-Ausfällen seien die Spieler-Gehälter auf einem hohen Niveau geblieben. Währenddessen habe der Nachwuchsbereich und die selbstinitiierten sozialen Projekte des Baskets4Life e.V. wie zum Beispiel Schul-AGs und das Integrationsprojekt „Streetbaskets4Life“ stark gelitten. Zeitweilige Kontaktverbote hätten einen geregelten Ablauf dieser Projekte unmöglich gemacht.
Den Schlussakt seines Vortrags nutzte Schüller für zwei seiner Herzensangelegenheiten. Zwei Video-Einspieler präsentierten zum einen, was mit „Streetbaskets4Life“ und den mittlerweile zwölf gebauten Streetball Courts in der Region bewirkt worden ist, und zum anderen, wie gut das neue Projekt „BASkita“ bereits in der Pilotphase angenommen wird. Mit BASKita bietet der Baskets4Life e.V. ein durchgängiges Programm für alle Altersgruppen vom Vorschulalter bis zu den weiterführenden Schulen an. Die spielerische Heranführung an den Sport und die Vermittlung von Werten stehen dabei in Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten im Vordergrund. Qualifizierte Coaches stärken die konditionellen Fähigkeiten der Kinder, steigern die Grundfitness und vermitteln erste Fertigkeiten im Basketball. Um den Erfolg des Konzepts über den Sport hinaus zu verlängern, wurde zudem eine BASKita-Fibel entwickelt, die altersgerechte Geschichten, Bastelanleitungen, Ausmalbilder und weitere Übungen beinhaltet, die außerhalb der Sportstunden in den Alltag integriert werden können.
Der Saal reagierte jeweils auf beide Video-Clips mit Szenenapplaus. Und so entließ Schüller die Mitgliederversammlung der Gilde Union in den Abend: „Wir haben ihnen einige Exemplare unserer BASkita-Fibel mitgebracht, die Sie heute für 60 Euro erwerben können. Mit diesen 60 Euro können Sie ein Kind im Rahmen dieses Projektes ein ganzes Jahr lang unterstützen.“
In ihrer abschließenden Moderation bedankte sich Uta Jack, die Vorsitzende der Gilde Union, bei Hermann Schüller für die tiefen Einblicke und drückte ihre Begeisterung insbesondere für das BASkita-Projekt aus: „Ich finde es großartig, was da für Kinder auf die Beine gestellt wird. Das hat jede Unterstützung verdient. Kinder sind das Humankapital unserer Gesellschaft!“