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Ein Sieg mit vielen Gewinnern

15.02.2019

 Foto: Ulf Duda / fotoduda.de

Rickey Paulding musste lange in der Hocke bleiben, bevor er endlich zum alles entscheidenden Schlag gegen den FC Bayern an diesem denkwürdigen Donnerstagabend ausholen durfte. Als hätte jemand mit Sinn für extreme Dramatik, Timing und passgenaue Rollenbesetzung das Drehbuch zu diesem Thriller am Valentinstag geschrieben.

 

Als sich schließlich alle Protagonisten dieses Schlussakts mit drei Freiwürfen auf den ihnen zugedachten Positionen rund um die Zone des Bayern-Korbes befanden, schritt der Kapitän der EWE Baskets Oldenburg zur Tat. Wieder einmal.

 

Und so sehr es auch keinen besseren Hauptdarsteller für diesen Pauldingburg-Krimi hätte geben können - dieses Spiel, diesen (vielleicht) unerwarteten Triumph über den großen, bis dahin ungeschlagenen Favoriten FC Bayern München im Theater der Basketball-Träume, welches die Große EWE Arena nach vielen phänomenalen Spielen längst ist, allein auf Paulding herunter zu brechen, würde sehr vielen Beteiligten und Verantwortlichen nicht gerecht werden.

 

Auch wenn Hermann Schüller mit seiner Aussage im Kabinengang an den Matchwinner persönlich gerichtet irgendwie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte („Rickey, du weißt schon, dass du einen direkten Draht zum Basketball-Gott hast, oder?“), so hat dieser Sieg viele Gewinner:

 

Die Fans

Unermüdlich, engagiert über die ganzen 40 Spielminuten standen die 6.000 Zuschauer wie eine (in großen Teilen gelbe) Wand hinter dem Team und bildeten einen unvergleichlichen atmosphärischen Rahmen für das Spitzenspiel Zweiter gegen Erster des 21. BBL-Spieltags. Fast ist man versucht zu sagen: Mit dieser Energie von den Rängen ist verlieren unmöglich.

 

Will Cummings

Es gab einige Szenen, in denen der Point Guard bestach und so dem Spiel auch seinen deutlichen Stempel aufdrückte und die Bayern vor manchmal unlösbare Aufgaben in der Verteidigung stellte. Ein Korbleger vom Spieler mit dem wohl schnellsten ersten Schritt der Liga jedoch hatte es in sich und brachte auch Derrick Williams, den Superstar der Bayern, zur Verzweiflung. Mit unnachahmlicher Präzision bei gleichzeitiger Eleganz im Bewegungsablauf schnellte Cummings an Williams, dem athletischsten Spieler der BBL, auf Höhe der Dreierlinie vorbei in Richtung Korb. Williams nahm zwar pfeilschnell noch die Verfolgung auf, konnte den Abschluss von Cummings aber nicht mehr verhindern. Wieder zwei Punkte für die EWE Baskets und ein weiteres Puzzleteil zum Sieg.

 

Philipp Schwethelm

„Against all odds“ sagt man in Amerika, wenn jemand von vornherein eigentlich keine Chance hat und dann doch gewinnt. Die Match Ups auf der Position 4 für diese Partie sprachen alle gegen Philipp Schwethelm. Aber wie sich Oldenburgs Power Forward in jedes Duell am und um den eigenen Korb verbiss, war schlicht und ergreifend  mitreißend und machte den Bayern-Stars das Leben mehr als schwer. Und vorne setzte Schwethelm mit drei Dreiern ebenso entscheidende Akzente.

 

Vojdan Stojanovski

Der X-Faktor in dieser Partie. Wie eine Klette hängte er sich an die gegnerischen Guards und kassierte bei extrem hoher Verteidigungsintensität nur zwei Fouls. Allein das war schon hohe Basketball-Kunst. Dass er dabei auch noch die Kraft, Präzision und Abgebrühtheit hatte, mit 16 Punkten zum zweitbesten Scorer hinter Cummings (20) zu avancieren und bei seinen wohl überlegten Zügen zum Brett die blockbereiten FCB-Stars narrte, war das Eintrittsgeld schon alleine wert.

 

Karsten Tadda

Wie man mit nur 13 Minuten Einsatzzeit als Defensiv-Stratege bleibenden Eindruck bei den Offensiv-Künstlern der Bayern hinterlassen kann, ist eine ganz besondere Qualität des Nationalspielers. Auch ihm war es zu verdanken, dass Williams, Lo, Koponen & Co. sich nicht so entfalten konnten, wie es sich Bayern-Coach Dejan Radonjic gewünscht hatte.

 

Nathan Boothe

Mit nur einer Szene brachte der Power Forward im ersten Viertel die Arena zum Kochen und setzte so den Ton für den weiteren Spielverlauf: Als Derrick Williams spektakulär unter dem Korb abschließen wollte, wartete Boothe auf den richtigen Moment und blockte den ehemaligen NBA-Star so, dass dieser in der Szene ungewollt eine eher schlechte Figur abgeben musste. Das Signal an die Zuschauer war somit klar: Showtime soll es heute nur von den Donnervögeln geben!

 

Rasid Mahalbasic

Dass der Österreicher gegen den Spitzenreiter ein Triple Double abliefern könnte, durfte niemand ernsthaft erwarten. Und dennoch zeigte Mahalbasic erneut ein starkes All Around Game (7 Punkte, 8 Rebounds, 4 Assists). Der Center hatte es nicht leicht - zumal er das vierte Foul im dritten Viertel kassierte. Aber er machte das Beste daraus und war in der Crunchtime mit seiner Präsenz erneut zur Stelle.

 

Frantz Massenat

Setzte beherzt Akzente und Wirkungstreffer gegen die Bayern. Und das nicht nur von der Dreierlinie. Holte in der Crunchtime einen ganz wichtigen Steal, der den Gästen richtig weh tat.

 

Die Bank

Körpersprache ist ein wichtiges Element im Basketball. Die Bank und die Spieler, die wenig bis gar keine Einsatzzeit erhalten hatten, gingen ebenso mit und hatten ihren Anteil am Erfolg. Der noch nicht einsatzbereite Justin Sears griff in der Jubeltraube um Paulding am beherztesten zu.

 

Der Coaching Staff

Mladen Drijencic hatte im Vorfeld der Partie zu Protokoll gegeben, dass gegen die Münchener ein „perfektes Spiel“ nötig sei, um als Sieger vom Platz zu gehen. Als nahezu perfekt lässt sich vor allem das Game Management von der Seitenlinie um Drijencic und seine Assistant Coaches Milos Petkovic und Elvir Ovcina bezeichnen. Ein feines Gespür für die richtigen Maßnahmen und immer die richtigen Antworten auf die taktischen und psychologischen Herausforderungen dieser Begegnung. Stellvertretend für alle Schachzüge von der Oldenburger Bank steht der vielleicht wichtigste: Zehn Sekunden vor Ende bei 80:80 auf das schnelle Foul zu gehen, die erfolgreichen Freiwürfe von Bayerns Koponen in Kauf zu nehmen, um dann die Entscheidung über den Spielausgang in den eigenen Händen zu haben, zeugt von hohem Vertrauen in die eigenen Stärken - in diesem speziellen Fall dann tatsächlich wieder gemünzt auf diesen einzigartigen Rickey Paulding.

 

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