Mitten im Endspurt haben wir die Gelegenheit genutzt, gemeinsam mit unserem sportlichen Leiter Srdjan Klaric und unserem Head Coach Mladen Drijencic die aktuelle Situation, die Entwicklung des Kaders und die kommenden Wochen zu beleuchten.
Achtelfinale in der Basketball Champions League, vierter Platz in der BBL, wie fällt euer Zwischenfazit aus?
Srdjan Klaric: Ich denke, dass unsere Zwischenbilanz besser als in der vergangenen Saison ist. Zwar hatten wir wenige sehr herausragende Spiele, haben uns aber kaum einen Ausrutscher erlaubt. Gegen die großen Teams fehlten uns lange Kleinigkeiten in Kombination mit den Verletzungssorgen, um die Siege einzufahren.
Mladen Drijencic: Unter den personellen Bedingungen denke ich, dass wir einen sehr guten Job gemacht haben. Bereits in der Vorbereitung fehlten uns vier Spieler, die dann nach ihrer Rückkehr auch ihre Zeit benötigt haben, um ihren Rhythmus zu finden. Auch danach gab es immer wieder Situationen, die unsere Entwicklung verzögert haben.
Ab Mitte Dezember hat die Mannschaft noch einmal zugelegt, sich einen Lauf erarbeitet. Was hat sich da verändert?
Mladen Drijencic: Wir haben nach dem Umbruch im Sommer einfach Zeit benötigt, bis jeder sich akklimatisiert und seine Rolle gefunden hat. Dieser Prozess wurde natürlich durch die Verletzungen und dann auch die Rückkehr von Spielern immer wieder angehalten. Zusätzlich muss man einfach sagen, dass die Qualität der Liga sich enorm entwickelt hat. Mannschaften, die sich im Sommer sehr verändert haben, wie zum Beispiel Ulm oder Bamberg hatten ebenfalls große Probleme. Einzig ALBA BERLIN hat da extrem schnell zueinander gefunden. Im Dezember haben die Spieler dann angefangen ihre Rollen in unserem System zu finden.
Im Dezember gab es allerdings auch eine Neuverpflichtung. Was hat Armani Moore dem Team gegeben?
Mladen Drijencic: Wir wollten zu diesem Zeitpunkt die Entwicklung im Team nicht noch einmal verlangsamen, deshalb haben wir einen Spieler gesucht, der uns in bestimmten Bereichen das geben konnte, was uns noch fehlte. Die Athletik und die Fähigkeit gleich drei Positionen zu verteidigen, hat uns in diesem Sinne geholfen. Besonders gegen Mannschaften, die auf der Position 4 sehr athletische Spieler aufbieten, hat Armani sehr gut funktioniert.
Wir haben gegen Ludwigsburg eine bittere Niederlage kassiert und haben danach noch einmal angezogen. War dieses Spiel eine Art Weckruf?
Mladen Drijencic: Wir haben drei bis vier Monate gearbeitet, um uns diese Partie zu verdienen. Dann sind wir auf das Parkett gekommen und mussten ein Spiel erleben, wo es einfach nicht funktionierte. Natürlich waren wir danach extrem enttäuscht und haben uns vorgenommen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Nicht nur die Spieler haben ihre Lehren gezogen, sondern auch ich als Trainer habe mich gefragt, wie das passieren konnte. In der Bundesliga hatten wir mit zwei Ausfällen gegen Ludwigsburg ein ganz enges Spiel, wussten wie dieser Gegner spielt, dann kommt man in Bestbesetzung und erlebt einen rabenschwarzen Tag. Wir haben alle nach dieser Niederlage den Frust in Energie umgewandelt.
Srdjan Klaric: Das war wirklich ein bitterer Abend für uns, in der eigenen Arena mit 25 Punkten zu verlieren. Jeder von uns wollte sofort wieder auf das Parkett und das nächste Spiel absolvieren. Danach kam eigentlich eine unangenehme Begegnung in Tübingen, wo wir mit dieser Niederlage im Kopf und ohne zwischendurch in Oldenburg zu sein, eine fast perfekte Partie gespielt haben. Eine Leistung, die etwas unterschätzt wurde.
Die Siege in Bayreuth und gegen München hatten in der Außenwirkung eine große Bedeutung, weil wir zwei Teams aus den ersten fünf Plätzen der Tabelle geschlagen haben. War die Bedeutung dieses Themas auch für euch so groß?
Mladen Drijencic: Für uns hat diese Thematik nicht so eine große Bedeutung gehabt, weil wir die Entstehung einschätzen konnten. Wir wussten, in welchen personellen Ausgangslagen wir in die Spiele gegangen sind und das wir in einigen Partien ganz nah am Sieg waren. Deshalb waren die letzten Siege vor allem bedeutend, weil sie sehr wichtig im Kampf um die Playoffs sind.
Srdjan Klaric: In der Hauptrunde wird nach 34 Spieltagen abgerechnet. Es gibt Niederlagen, wie zum Beispiel im letzten Jahr in Vechta, die tun besonders weh und es gibt Siege, wie zum Beispiel jetzt in Bayreuth, über die man sich besonders freut. Für mich war allerdings der Sieg in Ludwigsburg noch bedeutender für das Selbstvertrauen, weil wir dort Charakter gezeigt haben.
Mladen Drijencic: Es sind auch nicht nur die Siege gegen direkte Konkurrenten, die besonderes Selbstvertrauen geben. Ich denke beispielsweise an den Sieg beim MBC, wo wir mit dem letzten Angriff gewonnen haben. Solche Situationen sind für die Entwicklung der Mannschaft auch sehr wichtig.
Srdjan Klaric: Man sollte nicht vergessen, dass es kaum noch selbstverständliche Siege in der BBL gibt, auch wenn dies manchmal so wahrgenommen wird. Bayreuth hat zum Beispiel gleich doppelt gegen Jena verloren, Bamberg konnte Göttingen nicht besiegen. Natürlich sind wir gerade in der Phase der Doppelbelastung selten höher gesprungen, als wir mussten, aber trotzdem sind wir mittlerweile auf dem vierten Platz.
Wir haben uns jetzt noch einmal verstärkt. Kannst du uns die Entwicklung erklären, wie es zur Verpflichtung von Durand Scott kam?
Srdjan Klaric: Hätten wir uns nur nach der aktuellen sportlichen Situation, wir haben 12 der letzten 15 Spiele gewonnen, gerichtet, hätten wir keinen Spieler verpflichten müssen. Wir hatten aber schon vor der Saison geplant, dass wir irgendwann einen siebten Ausländer verpflichten, um uns möglichst stark gegen Verletzungen abzusichern. Wir wollten einen Akteur finden, der sich qualitativ deutlich von den Nachwuchsspielern abhebt, denn ansonsten hätten wir keinen Spieler verpflichten müssen, aber gleichzeitig musste der Spieler natürlich auch ins Budget passen. Mit Armani Moore, der Rückkehr von Maxime De Zeeuw, mit Marko Bacak und Marcel Keßen haben wir auf den großen Positionen genügend Tiefe gesehen, so dass wir einen Guard verpflichten wollten. Zudem wollten wir einen Spieler, der menschlich passt und nicht alle Rollen im Team wieder verändert.
Mladen, welche Qualitäten siehst du in Durand?
Mladen Drijencic: Ich denke, dass er einen sehr guten Körper für die BBL hat, er uns in der Defensive helfen kann. Dazu kann Durand mit seinem guten Wurf aus der Distanz gefährlich sein, besitzt aber auch einen guten Zug zum Korb. Außerdem kennt er den europäischen Basketball, benötigt also weniger Zeit, um sich anzupassen. Zudem hat Durand in der Schule und am College teilweise als Point Guard agiert. Diese Spielintelligenz sollte ihm bei der Integration in unsere Systeme helfen.
Mit welcher Zielsetzung geht ihr in die letzten Wochen?
Mladen Drijencic: Im Endeffekt versuchen wir einfach möglichst viele der verbleibenden Spiele zu gewinnen, um uns möglichst frühzeitig für die Playoffs zu qualifizieren. Durch die steigende Qualität und die höhere Zahl der Bewerber steht dieses Feld in jedem Jahr später fest.