Mit einem starken Endspurt hat sich das ProB-Team der Baskets Akademie Weser-Ems/Oldenburger TB für die Playoffs qualifiziert, die am Samstag bei den GIESSEN 46ers Rackelos beginnen. Vorher haben wir uns mit Headcoach Artur Gacaev zum Interview getroffen.
Welches Fazit würdest du nach einer nicht ganz leichten Hauptrunde ziehen. Wie zufrieden bist du nach dem Erreichen eures Saisonziels?
Ich habe dieses Jahr persönlich als eine schwere Spielzeit erlebt. Wir waren mit den vielen Verletzungen kaum einmal komplett, mussten zudem fast die Hälfte der Saison auf unseren Führungsspieler Philip Zwiener verzichten, der ein Praktikum absolviert hat. Wir haben zudem immer große personelle Unterschiede zwischen den Mannschaften gehabt, mit denen wir trainiert und gespielt haben. Mit der fehlenden Erfahrung haben wir viele enge Spiele verloren. Wir haben aber immer gekämpft, nie aufgegeben und haben mit dieser Einstellung unser Ziel erreicht.
Ihr seid erneut ohne Ausländer in die Saison gegangen, obwohl euch auch das Fehlen von Philip Zwiener bewusst war. Bist du nach drei Niederlagen zum Auftakt unruhig geworden?
Nein, auf ausländische Spieler zu verzichten ist ein Teil unserer Strategie. Unsere Talente erhalten zwangsläufig nicht nur viel Spielzeit, sondern auch viel Verantwortung, lernen und entwickeln sich. Natürlich hat sich die fehlende Erfahrung bemerkbar gemacht, wir haben so einige enge Spiele verloren. Wenn dann noch so große Verletzungsprobleme auftreten, macht man sich schon Gedanken, aber der Glaube an unsere Stärke war trotzdem groß. Zum vierten Spiel in Itzehoe mussten wir mit einer sehr engen Rotation fahren und haben trotzdem gewonnen. Damit haben wir uns bewiesen, dass wir auch in dieser Saison erfolgreich sein können.
Nur zwei Spieler konnten in der abgelaufenen Saison alle Spiele machen, die Zahl der Verletzungen war sehr hoch. Wie geht man damit als Trainer um?
Im Endeffekt bleibt keine Wahl, als sich der Situation zu stellen und das Beste daraus zu machen. Ich habe versucht die Spieler zu pushen und Mut zu machen. Gleichzeitig ist dann im Hinterkopf, dass noch eine weitere Verletzung die Playoffs kosten kann, denn irgendwann kann keine Mannschaft noch mehr Ausfälle kompensieren. Wichtig war, dass ich von den Verantwortlichen, also Hermann Schüller, Srdjan Klaric und Mladen Drijencic immer große Unterstützung und Vertrauen gespürt habe. Außerdem hat Jonas Borschel als mein Assistant Coach einen hervorragenden Job gemacht, sich immer positiv eingebracht. Wir sind ein starkes Team und am Ende hat sich unsere Arbeit ausgezahlt.
Eine Folge des Konzepts ist natürlich auch, dass die jungen Spieler zu viele Einsatzzeit kommen. Wie ist deine Sicht auf Spieler wie Till Isemann, Jacob Hollatz und Piet Niehus?
Till hat mit fast 20 Minuten im Schnitt seine Spielzeit fast verdoppelt und sich enorm verbessert. Da hat auch Elvir Ovcina in der Zusammenarbeit mit den Big Men einen hervorragenden Job gemacht. Jacob hat mehr als 20 Minuten gespielt, nach der Verletzung von Armin Musovic waren es auf einer ganz wichtigen Position sogar über 30 Minuten. Dabei hat Jacob sich enorm entwickelt, macht ganz viele Dinge auf dem Feld sehr gut und darf auf seiner Position naturgemäß viel Verantwortung übernehmen. Jetzt muss er vor allem noch mehr Vertrauen in seinen Wurf finden. Piet hatte zu Saisonbeginn ein paar Probleme, hat am Ende im Schnitt aber auch 15 Minuten pro Partie gespielt und sich enorm gesteigert. Gerade die letzten Partien von Piet waren stark.
Es wirkte so, als hätte die Mannschaft ab Januar einen Schub bekommen, woran liegt das?
Die Rückkehr von Philip hat uns sicher geholfen, weil er den jüngeren Spielern auf dem Parkett Selbstvertrauen gibt. Philip schaut in keiner Weise auf sich, sondern nur darauf, wie er seinen Mitspielern und dem Team insgesamt helfen kann. Er findet die freien Leute auf dem Feld, erkennt Situationen und kann so wichtige Ratschläge geben. Damit hilft er uns im Training und auf dem Spielfeld enorm.
Mit welchem Gefühl gehst du jetzt in die Playoffs?
Wir haben das wichtigste Saisonziel erreicht. Jetzt haben wir keinen Druck, jede Runde wäre eine großartige Zugabe. Die Vorfreude auf die Serie gegen Gießen ist groß, ich erwarte spannende und hochklassige Spiele. Über die gesamte Saison haben wir Charakter gezeigt, werden jetzt auch in den Playoffs bis zum letzten Moment kämpfen und alles geben. Gerade für die Entwicklung der Spieler sind die Playoffs natürlich ein weiterer guter Schritt.
Wie schätzt du die Rackelos sportlich ein?
Gießen ist als Tabellenzweiter der ProB Süd auf allen Positionen hervorragend besetzt. Der größte Unterschied zu uns ist sicher, dass zwei Amerikaner im Kader stehen, die das Spiel als Leistungsträger bestimmen. Dazu kommt mit Johannes Lischka ein ehemaliger Erstligaspieler, der wie bei uns Philip Zwiener große Erfahrung mitbringt. Lischka übernimmt auch als Scorer eine große Rolle. Gießen ist aggressiv in der Verteidigung und überzeugt auch im Fastbreak und ist sicher nicht unverdient Zweiter geworden.
Hast du Favoriten für den Aufstieg?
Im vergangenen Jahr war der Süden in den Playoffs stärker. Ich könnte mir vorstellen, dass wir eine Wiederholung in diesem Jahr erleben. Allerdings sind solche Quervergleiche natürlich auch immer nicht einfach, weil ich die Gegner im Süden weniger oft gesehen habe. Zudem sind die Playoffs immer für Überraschungen gut. Aus dem Norden sind die Artland Dragons sicher der Favorit für den Aufstieg.