Ob Vaughn Duggins am kommenden Sonntag gegen ALBA Berlin auflaufen kann, ist zwar noch offen - Duggins selbst sieht sich aber auf einem guten Weg dahin und ist optimistisch.
Nach mehrmonatiger Verletzungspause freut sich der Guard der EWE Baskets Oldenburg jedenfalls auf das bevorstehende Comeback. Im Interview erklärt Duggins, wie er wieder fit wurde und was er unter einem vorzeitigen Playoff-Start versteht.
Wärst Du enttäuscht, wenn du am kommenden Sonntag nicht gegen ALBA Berlin auflaufen könntest?
Vaughn Duggins: Es sind nun drei Monate seit der Diagnose und der anschließenden OP vergangen. Dieser Tag fühlt sich mittlerweile so weit weg an. Seitdem habe ich zusammen mit den Ärzten, den Trainern und Vadim und Mico (Anm. d. Red.: Vadim Schütz, Team-Physio, Mico Ilic, Athletik-Trainer) so viel Arbeit investiert, dass ich nun bereit bin. Klar wäre ich enttäuscht, wenn es jetzt gegen Berlin noch nicht klappen sollte.
Wenn du gegen Berlin auflaufen darfst: Auf was freust du dich am meisten?
Duggins: Grundsätzlich würde ich mich natürlich darauf freuen, die Chance zum Einsatz zu bekommen und überhaupt wieder dabei zu sein. Um die Frage ein wenig konkreter zu beantworten: Ich freue mich auf die Anspannung direkt vor dem Spiel, auf dieses Kribbeln. Drei Monate musste ich darauf verzichten. Einfach dieser ganze Ablauf sich körperlich und mental auf ein Spiel vorzubereiten.
Du bist vor zwei Wochen ins Mannschaftstraining zurückgekehrt? Wie wurdest du von den Teamkollegen aufgenommen?
Duggins: Ich war ja in der ganzen Zeit nicht ganz so weit weg vom Team. Es war großartig, wieder mit den Jungs zu trainieren. Und ich konnte spüren, als ich zum ersten Mal wieder auf dem Parkett dabei war, dass die anderen sich sehr gefreut haben. Alle hatten ein Lächeln im Gesicht. Ab und zu war das Lächeln auch weg, wenn es im Training mal härter zur Sache ging (lacht).
Drei Monate außer Gefecht zu sein, muss hart sein, auch psychisch. Was war am schwersten für dich zu ertragen?
Duggins: Ich fange mal mit dem leichtesten an. Das einfachste für mich ist, positiv zu bleiben. Ich kenne mich, ich kenne meinen Körper, meine Mentalität. Wenn ich Rückschläge zu verkraften habe, dann hänge ich mich noch mehr rein. Am schwierigsten war es für mich geduldig zu sein, immer nur von Tag zu Tag zu denken: Physio, Lymphdränagen, Fitness-Übungen mit Mico und immer das Reagieren darauf, wie der Heilungsprozess gerade verläuft.
Wie muss man sich das vorstellen? Was musstest du für Übungen machen, um wieder fit zu werden?
Duggins: Zunächst ging es um ganz einfache Stabilitäts-Übungen. Auf einem Bein stehen, dabei die Augen mal auf, mal geschlossen halten. Mit dem Basketball dribbeln. Das Bein vor und zurück schwingen. Die nächste Phase bestand dann aus Krafttraining mit Hanteln und Gewichten. Als das alles funktioniert hat, bekam ich die Freigabe, zum Beispiel Aqua Jogging im Pool zu machen. Oder auch Rudern. Insgesamt hatte ich in der Zeit mehr Einheiten und Übungen zu bewältigen, als wenn ich nicht verletzt gewesen wäre. Mico und Vadim haben mich ganz schön auf Trab gehalten.
Wie fühlt sich dein Fuß, dein Knöchel denn jetzt an? Glaubst du, du kannst wieder Vollgas geben? Musstest Du Rückschläge hinnehmen.
Duggins: Ich kann zu 100 Prozent wieder Vollgas geben. Und: Nein, richtige Rückschläge gab es in der Reha und im Aufbautraining nicht. Ich habe noch ein wenig Schmerzen, was aber normal ist. Vielleicht halten die auch noch ein wenig an, bis sich der Fuß wieder ganz an die volle Belastung gewöhnt hat. Aber ein Verschnaufen kommt jetzt nicht mehr in Frage. Ausruhen ist erst nach den Playoffs angesagt.
Wenn Du heute spielen müsstest: Wie viele Minuten Einsatzzeit würdest du hinkriegen?
Duggins: Ich fühle mich so, als ob ich schon 30 bis 35 Minuten spielen könnte. Ob das dann wirklich so ist und was die Coaches darüber denken, ist eher maßgeblich. Denn gegen Chris (Kramer), Vlado (Mihailovic) und Frantz (Massenat) - das sind alles Spieler mit einem hohen Energie-Level - musst du im Training erstmal klar kommen. Ich merke jedenfalls, dass ich zu alter Stärke zurückkehre und im Training schon wieder diese Vaughn-Duggins-Intensität habe.
Platz acht, Kampf um die Playoffs. Wie schätzt du die Situation ein?
Duggins: Wir haben eine durchwachsene Saison gespielt und wir haben uns da selbst rein manövriert. Das heißt: Wir können uns also auch selbst aus diesem Loch herausholen. Dafür ist es noch nicht zu spät. Es wird nicht einfach, denn fast alle Gegner kämpfen um die Playoffs oder um eine bessere Platzierung. Aber das ist eine Herausforderung, die wir meistern können. Die Playoffs gehen für uns schon einen Monat früher los!