Der Ausflug in die Kältekammer von Saratov steckte den EWE Baskets Oldenburg noch in den Knochen. Am 22. Spieltag ließen sich die Oldenburger am Samstagabend im Niedersachsen-Derby aber nicht aus dem Konzept bringen und sind im Jahr 2017 in der der easyCredit BBL weiterhin ungeschlagen.
Mit einem 83:63-Auswärtserfolg bei der BG Göttingen haben die Oldenburger vor 3.304 Zuschauern den sechsten Tabellenplatz gefestigt (26:16 Punkte), bauen ihre Serie auf fünf Siege in Folge aus und bleiben in Reichweite auf den Fünftplatzierten, ALBA Berlin.
„Das war die längste Reise meines Lebens. Netto-Reisezeit elf Stunden“, sagte Mladen Drijencic, Headcoach der EWE Baskets, noch vor dem Spiel mit Blick auf den kräfteraubenden Trip unter der Woche in der Basketball Champions League.
Allerdings merkte man den Oldenburgern die Reisestrapazen nicht an. Von Beginn an hatte das Drijencic-Team die Gastgeber im Griff. Die Defensive ließ Göttingen wenig Luft und Brian Qvale (24 Punkte, 6 Rebounds, 3 Blocks, 2 Assists) hatte nach fünf Minutenbereits sieben Punkte auf dem Konto, nachdem er zuvor gegen Bremerhaven keinen seiner sieben Wurfversuche im Korb untergebracht hatte.
Dreieinhalb Minuten vor Ende des ersten Viertels sah sich Drijencic genötigt die erste Auszeit zu nehmen. Göttings Benas Veikalas hatte auf 13:16 verkürzt, die Gastgeber schienen nach anfänglichen Schwierigkeiten besser ins Spiel zu kommen. Aber: Die EWE Baskets entschieden den ersten Durchgang mit 20:18 für sich.
Zum Start der zweiten zehn Minuten setzte Maxime De Zeeuw (9 Punkte, 2 Rebounds) mit seinem zweiten verwandelten Dreier ein kleines Ausrufezeichen. In den folgenden zwei Minuten wollten es De Zeeuw und Vladimir Mihailovic (2 Rebounds, 2 Assists) ein wenig übermotiviert erzwingen und vergaben innerhalb kürzester Zeit gleich drei Versuche von jenseits der Drei-Punkte-Linie.
Wer erwartet hatte, dass Göttingen diesen leichten Hänger der Oldenburger nutzen würde, sah sich getäuscht. In der Offensive gelang der BG nur noch wenig. Ganz anders die EWE Baskets. Göttingen bekam Qvale nicht unter Kontrolle. Oldenburgs Center war im Vergleich zum Bremerhaven-Spiel wie ausgewechselt und scorte nach Belieben. Seinen 14. Punkt machte die Nummer 41 bereits in der 17. Spielminute. Und auch unter dem eigenen Korb ließ Qvale nichts anbrennen und sammelte bis dahin fünf Rebounds ein und blockte gleich drei Würfe bis zur Halbzeit.
Erst knapp zwei Minuten vor der Pausensirene erlöste Adam Waleskowski die Gastgeber mit einem erfolgreichen Korbleger, nachdem den Göttingern vier Minuten lang kein Korb gelang. Dennoch stand es zu dem Zeitpunkt bereits 38:24 für Oldenburg. Auch ein erfolgreicher Dreier von Veikalas direkt im Anschluss verbesserte die Lage für die BG nicht substanziell, denn die Gäste von der Hunte ließen in der Intensität nicht nach. Frantz Massenat (14 Punkte, 4 Rebounds, 2 Steals) sorgte per Buzzer Beater mit der Halbzeit-Sirene für eine komfortable 44:27-Führung.
Nach der Pause stemmte sich Göttingen gegen die 13. Saisonniederlage. In den folgenden vier Minuten legte das Team von Coach Johan Roijakkers einen 13:7-Lauf hin. Mitte des dritten Viertels merkte man den Oldenburger Spielern erstmals in dieser Partie dann doch die Belastung der Auswärtsreise an die Wolga an. Mit viel Willen und Geschick gelang es den EWE Baskets aber Göttingen in Schach zu halten. Mit einem 15-Punkte-Vorsprung ging es in die letzten zehn Minuten.
Chris Kramer (10 Punkte, 6 Assists, 6 Rebounds), der in Saratov 40 Minuten durchgespielt hatte, war es dann vorbehalten, knapp sechseinhalb Minuten vor Schluss mit einem energischen Korbleger zum 73:54 die bis dahin höchste Oldenburger Führung der Begegnung herzustellen.
Von diesem Schlag erholte sich Göttingen nicht. Drijencic konnte es sich sogar erlauben, den Startern Rickey Paulding (7 Punkte, 3 Rebounds, 2 Assists) und Philipp Schwethelm (5 Punkte, 2 Rebounds) weniger Einsatzzeit zu geben. Denn Brian Qvale war wieder ganz der Alte!
Das sagte Mladen Drijencic nach dem Spiel: "Jeder wusste, dass wir eine sehr anstrengende Reise nach Russland hinter uns und nur eine sehr kurze Vorbereitung auf dieses Spiel hatten. Dafür haben wir eine hervorragende Verteidigung gespielt und nicht viele Punkte kassiert. Was wir besser machen müssen: den Gegner an Offensiv-Rebounds hindern. 20 ist eine große Zahl. Aber es war eine harte Woche für uns, darum muss ich meiner Mannschaft ein großes Lob aussprechen. Es ist nicht einfach in dieser Halle zu spielen und zu gewinnen. Göttingen hat außerdem einen hervorragenden Charakter und kämpft immer. Im dritten Viertel haben sie es uns schwer gemacht, aber wir haben das Spiel zurückgeholt.“
Text: Roland Schekelinski (EWE Baskets Oldenburg)
Foto: Sabine Klar