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Thorsten Trippler: „Das muss man fördern!“

12.10.2016

Die EWE Baskets Oldenburg haben abseits des Parketts mit Schaffung von Aufsichtsrat und Beirat weitere strukturelle Maßnahmen umgesetzt und machen sich fit für die Zukunft. Der 16-köpfige Beirat unterstützt die Geschäftsleitung unter anderem bei Entscheidungsfindungen. Im Interview spricht der Vorsitzende des Beirats, Thorsten Trippler, über diese Aufgabe.

Herr Trippler, was motiviert Sie, sich nicht nur mit Ihrem Unternehmen „TU Unternehmensberatung“ als Premium-Partner sondern auch als Vorsitzender des Beirats zu engagieren? Ihr Terminkalender dürfte doch auch ohne diese Aufgaben locker zu füllen sein.

Thorsten Trippler: In der Schule habe ich gerne Basketball gespielt, es war aber auch die Sportart, in der ich die meisten Bänderrisse erlitten habe. (Lacht.) Also, über diese Schiene bin ich nicht zu den EWE Baskets gelangt. Ich bin gebürtiger Niedersachse, aber aufgewachsen in Kiel. Dort habe ich studiert und auch Sport gemacht. Ich war Torwart bei Holstein Kiel, in einer Phase als Holstein Anfang der 80er Jahre in der 2. Bundesliga und später in der Amateuroberliga Nord gespielt hat. Da war ich neben Andreas Köpke Torwart. Über den Sport bin ich in die Selbständigkeit gegangen und habe mit zwei Kollegen einen Zeitungsverlag übernommen, in dem das „Sport-Megaphon“ erschienen ist. Wir haben vom manuellen Schriftsatz auf digitalen Schriftsatz umgestellt und waren die ersten in Deutschland, die eine Publikation am PC umgesetzt haben. Das war 1984. Dadurch haben wir die Zeitung profitabel gestaltet. Beruflich hat es mich 1990 nach Berlin verschlagen und später nach Oldenburg. Hier habe ich eine Trainerausbildung bis zum B-Schein gemacht und Jugendmannschaften trainiert.

Wie haben Sie Hermann Schüller kennengelernt?

Thorsten Trippler: Wir hatten mal ein berufliches Projekt miteinander. Er fragte, wie es bei mir mit Basketball aussähe und ob ich mich da nicht mal engagieren wolle, um Dinge zu bewegen. Und die Themen, die hier bewegt werden müssen, die kenne ich. Gerade wenn man selbst aus dem Jugendbereich kommt. Die Frage, warum macht man das? Ich fühle mich mit den Themen verbunden. Ich fühle mich mit der Region verbunden. Zudem finde ich, dass wir mit unserer Firma auch eine Verantwortung haben für die Region. Wir müssen dort sein, wo unsere Mandanten der Zukunft sind. Wenn ich mich einbringe, dann will ich mich so einbringen, dass ich mitgestalten kann. Wenn man was verändern will, muss man auch mit anpacken.

Wie kann der Beirat den Club unterstützen?

Thorsten Trippler: Unser Beirat ist kein klassischer Beirat, wie man es sonst bei einer GmbH vermuten würde, wo der Beirat auch eine Organfunktion und Mitspracherecht hat. Das ist hier bei den EWE Baskets so aber nicht vorgesehen. Die Rolle des Beirates ist, einen Sparrings-Partner für die Geschäftsleitung zu haben. Und zwar nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene sondern über Einbeziehung möglichst vieler Interessengruppen. Somit ist unser Beirat von seiner Zusammensetzung her eher untypisch. Ein GmbH-Beirat hat normalerweise drei, vier, wenn es hoch kommt fünf Mitglieder. Wir haben 16. Innerhalb dieser 16 Mitglieder ist die Politik vertreten, da ist die Wirtschaft vertreten, da sind die Fan-Clubs vertreten und die Stadt Oldenburg. Das ist ein breites Spektrum. Die Baskets GmbH hat ja einiges vor. Da gibt es das Projekt „Operation Excellence 2020“ und es gibt das Bestreben, das Ganze auf eine breite Basis zu stellen.

Der Beirat hat beschlossen, zwei Arbeitskreise einzurichten. Um welche Themen geht es da? Und was soll erreicht werden?

Thorsten Trippler: Wir nehmen uns Themen vor, die von der Geschäftsleitung priorisiert wurden. Das eine ist alles rund um das Thema „Sponsoring und Nachwuchsförderung“ und das andere ist „Spieltags-Event, PR und Medien“. Es gibt bereits viele Ideen auf der Geschäftsleitungs-Ebene, und da meine ich jetzt nicht nur Hermann Schüller sondern auch Claus Andresen und Regina Kulms und alle Ebenen, die sich darunter gliedern. Um nun diesen Informationsaustausch effizient zu gestalten, haben wir diese zwei Arbeitsgruppen gebildet, mit dem Ziel, Themen und Lösungen zu identifizieren, die man so bei den Baskets noch gar nicht bedacht hat. Da werden dann Ideen formuliert, im Beirat diskutiert und der Geschäftsleitung vorgestellt.

Sie haben den Nachwuchs bereits angesprochen. Welche Möglichkeiten sehen Sie, den Nachwuchs beim Thema Sponsoring auf eigene Beine zu stellen?

Thorsten Trippler: Mir war ja vorher gar nicht bewusst, wie erfolgreich die Nachwuchsarbeit schon ist. Diesen Erfolg muss man einfach weiter herausstellen. Auch der Stellenwert. Das ist ein gesellschaftlicher Auftrag. Es geht nicht nur darum, dass die Kinder Sport machen sondern auch was mitbekommen fürs Leben. Ich bin mir sicher, dass es in entscheidenden Positionen einige gibt, die das genauso sehen und die sich sagen: Das muss man fördern! Deswegen glaube ich, dass es ein richtiges Konzept ist, Jugendarbeit attraktiv für Unternehmen zu machen. Gerade auch vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen schaffen wir Perspektiven, wir vermitteln Werte. Alles das, was häufig eben schwierig ist. Ich glaube sogar, dass es richtig ist, auf der Management-Ebene den Profi-Bereich vom Nachwuchsbereich zu trennen. „Basketball macht Schule“ - andere Sportarten gehen ja auch in die Grundschulen. Hauptsächlich, um Mitglieder zu generieren. Das machen wir auch. Aber bei uns geht es einen Schritt weiter. Wir wollen mit qualifiziertem Training Spitzensportler heranziehen, anstatt mit viel Geld teure Spieler zu kaufen. Das ist das, was ich bereits sehe. Was ich noch nicht sehe, weil ich es noch nicht kenne, ist die Vermarktung dieser Geschichte. Deswegen bin ich sehr gespannt auf unsere Arbeitsgruppen im Beirat. Es wird wahrscheinlich leicht sein, regionale Sponsoren für die Nachwuchsförderung zu gewinnen. Das Problem wird dann aber sein, dass diese Sponsoren sich sagen: Ich kann mich nicht überall engagieren. Und dann besteht die Gefahr, dass sich Profi-Bereich und Nachwuchs an der Stelle kannibalisieren. Dann hätte man nichts gewonnen. Heißt: Wir brauchen für die Jugend zusätzlich etwas Eigenes und man wird dort stärker auf das Thema Regionalität setzen.

Das ist die mittelfristige Zukunft. Wenn wir nun einmal auf die aktuelle Situation schauen: Sieht der Beirat die EWE Baskets mit Blick auf die gerade begonnene Saison gerüstet?

Thorsten Trippler: Ich freue mich auf die Saison, weil ich den Eindruck habe, dass man sich Gedanken darüber macht, wie so ein Kader langfristig aussehen kann. In Unternehmen ist es manchmal so, dass man sich nicht so konkrete Gedanken über das Anforderungsprofil von Mitarbeitern macht. Der Trainerstab hat ja genaue Vorstellungen vom dem, was ein Spieler mitbringen muss. Für mich ist es ein positives Zeichen, dass der Club schon sehr früh den Kader für die Saison beisammen hatte. Darüber hinaus ist es ein großer Verdienst, Spieler wie Brian Qvale und Chris Kramer zum Bleiben bewegt zu haben.

Wie sehen Sie die mittelfristige Perspektive?

Thorsten Trippler: Das alles steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg. Ohne sportlichen Erfolg keine Zuschauer. Ohne Zuschauer keine Sponsoren. Hermann Schüller wird über dieses Thema sicherlich besser philosophieren können als ich. Aber was ich sehe: So lange die Sponsoren-Landschaft so ist, wie sie ist, wird der FC Bayern ganz weit vorne sein, Bamberg wird weit vorne sein. Berlin wird irgendwie mit vorne dabei sein. Ulm wird eine Rolle spielen. Eine Stadt wie Frankfurt hat auch ein anderes wirtschaftliches Umfeld und Möglichkeiten im Gegensatz zu Oldenburg. Oldenburg müsste dauerhaft so eine Rolle spielen können wie Borussia Mönchengladbach im Fußball. Die müssen auch junge Talente nachziehen und geschickt einkaufen.

Sie gelten als Kenner der hiesigen Sponsoren-Landschaft. Sehen Sie noch verstecktes Potenzial für die EWE Baskets?

Thorsten Trippler: Die Region scheint ja nicht so unattraktiv zu sein, wenn man sich die Wirtschafts-Nachrichten aus der jüngeren Vergangenheit genauer anschaut. Übernahmen aus China zum Beispiel. Es gibt schon Bereiche, wo wir als Metropol-Region Weser-Ems wahrgenommen werden. Es gibt hier Unternehmen, die zwar weltweit unterwegs sind, die man aber in der Öffentlichkeit noch nicht kennt.

Wie ist es um den Wohlfühlfaktor in der Arena bestellt? Ist das auch ein Thema im Beirat?

Thorsten Trippler: Ja, das läuft im Beirat in der bereits angesprochenen Arbeitsgruppe „Spieltags-Event“. Der Club hat mit dem Umzug in die große EWE Arena einen Quantensprung vollzogen. Wenn es um die Frage geht, ob die Heimspiele repräsentative Events sind, dann lautet meine Antwort: Ja! Ich gehe da gerne mit Kunden hin. Man hat da als Zuschauer und Besucher eine persönliche Ansprache auf unterschiedlichster Ebene. Top-Niveau ist natürlich in der Loge geboten. Es gibt sicherlich auch Verbesserungspotenzial. Wenn man unten sitzt, möchte man mit seinen Gästen vielleicht in der Pause einigermaßen schnell in die Galerie kommen. Das geht dann nicht unbedingt. Das ist baulich bedingt, da haben wir keinen Einfluss drauf. Oder wenn es in der Galerie nicht genügend Rückzugsmöglichkeiten für ungestörte Gespräche gibt. Aber dafür gibt es neben dem Spieltags-Event in der Halle für die Sponsoren weitere Veranstaltungen vom Basketball Business Club, wo bei Unternehmen sogenannte Sponsoren-Abende mit 30, 40 Gästen laufen, auf denen man sich austauschen kann.

Das Gespräch führte Roland Schekelinski (EWE Baskets Oldenburg).