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Drijencic: "Deshalb lohnt sich der lange Weg nach Zlatibor"

23.08.2016

Interview mit Headcoach Mladen Drijencic über die Vorzüge des Trainingslagers in Zlatibor, seine Eindrücke der ersten Trainingseinheiten und die jungen Spieler, die mit nach Serbien reisen durften.

Mladen, wie ist dein Eindruck nach den ersten Einheiten in Zlatibor. Was sagt dein Gefühl?

[Schmunzelt] Mein erstes Gefühl sagt, dass wir arbeiten müssen. Wir hatten einen langen ersten Tag, waren insgesamt 12 Stunden unterwegs. Das ist für mich als Trainer und auch für die Spieler nicht einfach, direkt am Abend nach der Anreise in die Halle zu gehen. Natürlich passe ich das Training dann auch an, habe ohne Kontakt trainieren lassen, weil die Konzentration nicht auf dem höchsten Level sein kann. Trotzdem haben alle Spieler mitgezogen und ein Training mit hoher Intensität absolviert.

Du hast es selber gesagt, die Reise nach Zlatibor war lang. Was gibt für dich den Ausschlag, trotzdem nach Serbien zu kommen?

Zuerst ist Zlatibor ein wirklich schöner Ort, hier ist alles sehr naturbezogen. Wir sind hier außerdem etwas außerhalb der Aufmerksamkeit, können uns ganz auf Basketball konzentrieren. Die Wege sind extrem kurz. Wir erreichen alles zu Fuß innerhalb von fünf Minuten. Die Angestellten lesen uns jeden Wunsch von den Lippen ab. Kurz gesagt: Für uns sind hier perfekte Bedingungen. Gleichzeitig sind wir nicht völlig abgeschnitten vom Leben um uns herum. Auf dem Rückweg bekommen wir in Belgrad noch zwei Testspiele gegen sehr starke Gegner, ohne dafür noch einen Umweg machen zu müssen. Dafür lohnt sich der lange Weg hierher.

Abgesehen von den Bedingungen herrscht hier auch eine besondere Stimmung. Was macht die für dich aus?

Hier treffen sich viele verschiedene Sportler und Sportarten auf einem Fleck. Beachvolleyballer, Fußballer, Basketballer habe ich schon getroffen, dazu gibt es sehr viele Sport-Camps für Kinder. Es herrscht eine sehr sportlich geprägte Stimmung, die uns motiviert. Mit den vielen Familien und Kindern hier passt der Ort auch sehr gut dazu, dass wir in unserem Team eine Familie sein wollen.

Die vielen Camps sind tatsächlich auffällig in einem Land, dass gerade bei den Olympischen Spielen in den Ballsportarten sehr erfolgreich war. Was kann Deutschland von Serbien lernen?

Serbien war schon immer eine Ballsport-Nation. Ich denke, man kann diese Tradition deutlich spüren. Es müsste mehr Camps für Kinder und Jugendliche in Deutschland geben. Hier gibt es den ganzen Sommer über sehr viele davon. Dabei ist der Antrieb nicht zuerst kommerziell, vielmehr will man die Kinder sportlich verbessern. Außerdem glaube ich, dass die Trainingsbedingungen hier trotz weniger finanziellen Möglichkeiten in der Breite besser sind als in Deutschland. Möglicherweise liegt es daran, dass Basketball hier sehr stark Teil der Kultur ist.

Was schwebt dir denn als Verbesserung vor?

Ich denke, dass zum Beispiel die „kinder+Sport Basketball Academy“ ein guter Weg ist, um Kinder für Basketball zu begeistern. Von solchen Aktionen muss es mehr geben. Geht man hier durch die Städte, fallen dir außerdem sofort die Freiplätze auf, die an schönen Orten der Stadt gelegen sind. Dort bekommst du sofort Lust zu spielen. Außerdem fällt mir auf, dass ich hier den Fernseher einschalte und auf sehr vielen Kanälen Sport sehen kann. Ich frage mich, wie wir Sport und besonders Basketball besser in die Medien bringen. Wir müssen Wege finden, viele Menschen in Kontakt mit Basketball zu bringen und selber für den aktiven Sport zu begeistern. So gewinnen wir in der Zukunft mehr potenzielle Spieler, Zuschauer und Sponsoren.

Kommen wir zurück zu unserem Team. Wo steht die Mannschaft verglichen mit dem vergangenen Jahr und woran arbeitet ihr?

Wir haben natürlich nur drei neue Spieler, von denen zwei Akteure vor Ort sind. Daher starten wir an einem anderen Punkt. Wir müssen unsere Systeme nicht neu lernen, sondern nur auffrischen und einige neue Elemente einbauen. Unser Fokus liegt jetzt zu 70 Prozent auf der Defensive und nur zu 30 Prozent auf der Offensive. Im Verlauf der Vorbereitung gleicht sich diese Verteilung dann etwas an. Natürlich legen wir hier auch die Basis in den Bereichen Kondition und Kraft.

Beim Blick ins Training fallen die vielen jungen Gesichter auf. Wie seid ihr zu der Entscheidung gekommen, mehr Spieler aus der Baskets Akademie Weser-Ems mitzunehmen?

Wir wollen die Talente aus der Baskets Akademie früh an das Profi-Team heranführen. Die Talente sollen in erster Linie sehen, wie ein Profi arbeiten muss, sollen sich noch ein besseres Bild von diesem Beruf machen und sich die erfahrenen Spieler zum Vorbild nehmen. Sie sollen sich die Frage beantworten können, was sie tun müssen, um am Ende erfolgreich zu sein und ihr individuelles Spiel auf ein höheres Level zu heben. Hier können die Spieler sich zudem 24 Stunden auf Basketball konzentrieren, ohne dabei von der Arbeit oder der Schule abgelenkt zu werden. Die Talente lernen auch unsere Philosophie und Arbeitsweise so intensiver kennen und kommen mit den Profis in einen intensiveren Kontakt. Sollte es dann während der Saison dazu kommen, dass sie bei uns aushelfen müssen, fühlen sie ich im Team nicht fremd. Wir wollen die jungen Spieler aber nicht nur hier näher an das Team bringen, auch während der Saison gibt es Trainingseinheiten, in denen diese Jungs mittrainieren. Es ist Teil unseres Konzepts, die jungen Spieler zu informieren, zu integrieren und so den Übergang zu den Profis zu verbessern.

Im Bus nach Zlatibor ist mir aufgefallen, dass du an der Zimmerverteilung gearbeitet hast. Warum ist es dir wichtig, die Konstellationen im Trainingslager vorzugeben?

Ich möchte, dass die Spieler sich in anderen Varianten kennenlernen. Bei den einzelnen Konstellationen gibt es viele verschiedene Gründe, die ich nicht alle aufführen kann, aber ich möchte natürlich die Neuzugänge integrieren und zum Beispiel Erfahrung und jüngere Spieler vereinen.