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Talente sollen frühzeitig Verantwortung in der ProB übernehmen

27.07.2016

Srdjan, über den Sommer haben sich einige Veränderungen im Trainerteam der Baskets Akademie ergeben. Unter anderem wurde Artur Gacaev als neuer Headcoach verpflichtet. Wie kam es zu der Entscheidung?

Srdjan Klaric: Zunächst einmal müssen wir uns bei Arne Chorengel und Christian Held für die Arbeit der letzten Jahre bedanken, nachdem Arne und Christian neue berufliche Herausforderungen annehmen wollten. Nach dieser Entscheidung habe ich einen sehr erfahrenen Trainer gesucht. In der Akademie verfügen wir bereits über viele junge Trainer, die eine große Zukunft vor sich haben. Dem wollten wir ein Stück mehr Erfahrung hinzufügen. In Ländern wie zum Beispiel Spanien oder Serbien ist es üblich, dass besonders im Jugendbereich viel Erfahrung vorhanden ist. Wir wollten wie gesagt einen Trainer, der über Erfahrung mit Jugendspielern und im Anschluss an den Herrenbereich verfügt, zudem bereits in Deutschland gearbeitet hat. Artur weiß, wie er die Talente auf die Zeit als Profi vorbereiten muss. Zudem glauben wir, dass Artur mit seinem Charakter und seiner Arbeitseinstellung gut zu uns passt und die Zusammenarbeit mit Mladen Drijencic hervorragend funktionieren wird. Deshalb war Artur die erste Option als ProB-Headcoach.

Artur, wie kam es zu deinem Entschluss, Paderborn nach über einem Jahrzehnt zu verlassen und bei uns eine neue Herausforderung zu suchen?

Artur Gacaev: Ursprünglich war in meinen Planungen kein Wechsel vorgesehen. Das Angebot von Srdjan Klaric hat mich dann aber zum Nachdenken gebracht. Ich kenne die Baskets Akademie Weser-Ems als ein sehr gutes Jugendprogramm. Deshalb wollte ich mir die Bedingungen hier vor Ort genau ansehen und intensive Gespräche mit Srdjan führen. Bei meinem Besuch habe ich gesehen, welch großes Potenzial hier für die Arbeit mit Jugendlichen herrscht. Die Möglichkeiten sind natürlich deutlich größer als in Paderborn, obwohl auch Paderborn ein guter Standort ist. Hier sind die Strukturen aber noch einmal deutlich professioneller. Ich denke, dass ich mich in Oldenburg persönlich und als Trainer noch einmal entwickeln und zum Beispiel von Mladen profitieren kann. Diese Herausforderung möchte ich unbedingt annehmen.

Wie genau hast du denn die Baskets Akademie Weser-Ems immer aus der Entfernung wahrgenommen?

Artur Gacaev: In vielen der acht Jahre als NBBL-Headcoach haben wir gegen Oldenburg gespielt und hatten dabei immer großen Respekt vor der Baskets Akademie. Die Spieler werden hier hervorragend ausgebildet.

Wenn wir auf deine Philosophie als Jugendtrainer schauen, welche Aspekte sind am Ende in der Ausbildung der Talente besonders wichtig?

Artur Gacaev: Nach vielen Jahren in dieser Position muss ich sagen, dass Disziplin bei den Spielern ein sehr hoher Wert ist. Wir arbeiten mit Jugendlichen, die nicht nur im Sport erfolgreich werden wollen, sondern auch ihre schulische Ausbildung bestmöglich absolvieren müssen. Um diese beiden Aspekte vereinen zu können, benötigt ein junger Mensch viel Disziplin. Wenn wir die Persönlichkeit in diese Richtung führen können, dann profitieren die Jugendlichen davon nicht nur im Sport. Nicht jedes Talent kann am Ende in der BBL landen, soll dann aber im weiteren Leben trotzdem von den Jahren in der Baskets Akademie profitieren.

Spürst du bei den Jugendlichen in den letzten Jahren eine Veränderung der Persönlichkeit?

Artur Gacaev: Ich glaube es ist manchmal gar nicht leicht die Talente mit anderen Jugendlichen zu vergleichen. Die Spieler, mit denen ich gearbeitet habe, waren in den meisten Fällen schon sehr auf Basketball fokussiert und waren aus sich heraus sehr motiviert. Da ist es manchmal sogar wichtiger darauf zu achten, dass wir die Jugendlichen nicht überfordern. Es ist mir sehr wichtig Spaß am Basketball zu vermitteln, weil ich großen Respekt vor der Arbeitseinstellung meiner Spieler habe. Es gibt in Deutschland, im Gegensatz zu einigen anderen Ländern, viele Optionen Erfolg und Bestätigung zu bekommen. Deshalb ist es für mich bemerkenswert, wenn die Jugendlichen sich für Leistungssport entscheiden.

Gleichzeitig fehlt aus den Umständen heraus manchmal ein wenig Härte, die Talente sind vielleicht sogar zu nett und zu gut erzogen, sind im Spiel dann zu weich. Da ist es wiederum wichtig so zu trainieren, dass physische Herausforderungen im Spiel angenommen werden können. Es sollte nicht nur in der Baskets Akademie, sondern im gesamten System, stärker auf eine Anpassung an die europäische Spielweise geachtet werden. Wenn wir das nicht machen, treffen die Jugendspieler irgendwann auf die Spanier oder die Teams vom Balkan und kommen mit der körperlichen Spielweise nicht zurecht.

Srdjan Klaric: Ich denke viele Talente scheitern beim Übergang zum Profibereich nicht an den technischen oder taktischen Fähigkeiten. Es geht darum im Kopf bereit zu sein. Ein junger Spieler muss bereit sein, durch eine nicht so leichte Zeit zu gehen. Weniger Spielzeit, Anpassung an die Schiedsrichter und die Spielweise, darin steckt durchaus Frustpotenzial. Dazu kommen Einflüsse von außen. Nur wenn ein Spieler es durch diese Phase schafft, wird er irgendwann mit mehr Spielzeit belohnt.

Unsere Jugendarbeit ist in den letzten Jahren häufig ausgezeichnet worden, wo wollen wir uns trotzdem verbessern?

Srdjan Klaric: Zunächst einmal geht es nicht um sportliche Erfolge in der ProB oder NBBL. Entscheidend ist die Arbeit mit den Talenten und die individuelle Entwicklung. Dafür benötigen wir vor allem viel Zeit in der Halle. Wir werden versuchen uns in der Identifizierung von Talenten zu steigern und die Verzahnung zum Profiteam zu verbessern. In der kommenden Saison werden zum Beispiel mehr Talente aus dem ProB-Team mit in das Trainingslager nach Serbien fahren. Zudem werden einmal in der Woche ausgesuchte Jugendspieler bei den Profis trainieren. So erhalten wir noch einen besseren Eindruck vom Potenzial der einzelnen Spieler. Im Endeffekt geht es darum, in den nächsten 4-5 Jahren mehr Eigengewächse in die BBL zu bringen. Ob auf diesem Weg auch ein Final Four im Jugendbereich steht, ist weniger bedeutend.

Unser ProB-Team scheint in diesem Jahr noch einmal jünger zu werden, welche Gedanken stecken hinter dieser Entscheidung?

Srdjan Klaric: Tatsächlich wird unser Team noch einmal verjüngt. Wir wollen unseren jungen Talenten frühzeitig die Chance geben, in der ProB auf dem Parkett zu stehen und Verantwortung zu übernehmen. Schon im vergangenen Jahr waren wir das jüngste Team der Liga und wollen da noch einen Schritt machen. Der Wunsch ist natürlich irgendwann so breit aufgestellt zu sein, dass wir in der ProB in jedem Jahr zehn Spieler mit dem Potenzial in der BBL zu spielen aufbieten. Bis dahin liegt aber noch harte Arbeit vor uns.

In den vergangenen Jahren haben wir immer einen Spieler vom College im Team gehabt. In dieser Saison haben wir Philip Zwiener verpflichtet. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Srdjan Klaric: Philip Zwiener hat einen vorbildlichen Charakter und ist damit ein idealer Führungsspieler für unsere Talente. Er kennt Oldenburg, hat bereits im Verein gespielt und ist in der Region verwurzelt. Deshalb haben wir uns entschieden, diese Gelegenheit wahrzunehmen und auf einen Spieler aus den USA zu verzichten.

Was hat dich bewegt, als Leiter Sport auch die Funktion als Nachwuchskoordinator zu übernehmen?

Srdjan Klaric: Nach dem Wechsel von Arne Chorengel wollten wir keinen Nachwuchskoordinator verpflichten, der die Verhältnisse in Oldenburg und im Verein nicht kennt. Bereits im vergangenen Jahr war ich in vielen Entwicklungen im Nachwuchsbereich eingebunden. Zusätzlich übernehmen die Jugendtrainer auch viel Verantwortung in einzelnen Bereichen und machen dort eine hervorragende Arbeit. Wir möchten sicherlich in den Schulen noch präsenter werden, die Basis verbreitern und im Spitzensport das Umfeld für die Entwicklung der Talente noch verbessern. Wenn wir in der gesamten Baskets Akademie die Arbeitsatmosphäre aus dem Profibereich installieren können, wäre das ein guter Schritt.

Bild: Jochem Schulze