Die Kombination aus Größe, Kraft und Athletik bedeutet gleichzeitig Faszination und Alltag unseres Sports. Immer wieder gibt es einzelne Akteure, die auch körperlich noch aus dem Gros der Spieler herausragen. Gheorge Muresan war mit seinen 2,31 Metern besonders wegen seiner Größe bekannt, Shaquille O`Neal hingegen diktierte mit 2,16 Metern und nahezu 150 Kilogramm über Jahre dank seiner Kombination aus Masse und Athletik die Zone in der NBA. Sofoklis Schortsanitis überragt seine Oldenburger Gegenspieler mit 2,08 Metern zwar nicht, bringt dafür mit 156 Kilogramm fast 40 Kilogramm mehr als Brian Qvale auf das Parkett . Nicht umsonst verdiente der griechische Center sich so die Spitznamen „Baby Shaq“ und „Big Sofo“.
Schortsanidis, der in Kamerun geboren wurde, wanderte mit seiner Mutter und seinem griechischen Vater schon als Kleinkind nach Griechenland aus. Zwangsläufig musste dank der körperlichen Voraussetzungen so die Verbindung zum Volkssport seiner Heimat entstehen. Seine ersten Versuche im Leistungssport wagte Schortsanitis in Thessaloniki, wo er bereits im Alter von 17 Jahren 11,5 Punkte und 6,2 Rebounds pro Partie erzielte und schnell auf dem Radar der Scouts der europäischen Spitzenteams und der NBA erschien.
Obwohl der Grieche bereits im Jahr 2003 von den Los Angeles Clippers gedraftet wurde, folgte der Schritt in die stärkste Liga der Welt nie. In den höchsten europäischen Wettbewerben hingegen zeigte Schortsanitis seine Qualitäten. Olympiakos Piräus, Panathinaikos Athen und Maccabi Tel Aviv stehen in seiner Vita. In der langen Erfolgsliste gesellen sich vier nationalen Meisterschaften und sechs Pokalsiegen zu zwei Finalteilnahmen in der Euroleague. Der größte Triumph folgte aber im Jahr 2014, als „Big Sofo“ mit Maccabi Tel Aviv das Triple aus Euroleague, Meisterschaft und Pokalsieg gelang. Sein persönlich stärkstes Jahr im höchsten europäischen Wettbewerb erlebte Schortsanitis in der Saison 2010/2011, als der Center mit 11,8 Punkten (70 Prozent Wurfquote) und 5 Rebounds im Schnitt in das All-Euroleague First Team berufen wurde.
Auf dem Parkett überzeugt Schortsanitis nicht nur mit seiner schwer zu stoppenden Physis, sondern bietet auch kaum erwartete Finesse und Übersicht. Aufsehen erregte Schortsanitis dabei häufiger auch mit seinem Temperament und seinem emotionalen Auftreten. Neben dem Spielfeld hingegen wird er als zurückhaltender Familienmensch beschrieben, der nach Komplikationen während der Schwangerschaft für seine Frau sogar auf die Europameisterschaft 2011 verzichtete, obwohl er dafür viel Kritik von Fans und Medien einstecken musste.
Die Chance Sofoklis Schortsanitis in der kleinen EWE Arena sehen zu dürfen, verdanken die Oldenburger einem verunglückten Engagement bei Roter Stern Belgrad. Von dort kehrte der sanfte Riese im Saisonverlauf in seine Heimat zurück. Seither hat sich PAOK Saloniki deutlich gesteigert. In der griechischen Liga gelangen acht Erfolge in den letzten elf Spielen, im Eurocup wurden vier der vergangenen sechs Partien gewonnen. Schortsanitis steuert 14,6 Punkte, 4,9 Rebounds und 1,8 Assists im Schnitt bei.
Text: Christian Ruhe, EWE Baskets Oldenburg