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Als moralischer Sieger ins erste Endspiel

14.05.2015

Spricht der amerikanische Fan von „March madness“, ist die verrückte Zeit der Entscheidungen im College-Basketball gemeint. Die Playoffs in der Beko BBL könnte man aus Oldenburger Sicht nach den ersten beiden Partien gegen ALBA BERLIN getrost als „May sadness“ bezeichnen.

Sowohl der Auftakt am vergangenen Sonntag in der Berliner O2-World als auch die Begegnung am Mittwoch vor 6000 Zuschauern in der ausverkauften EWE Arena dokumentierten einen Vergleich zweier Teams auf Augenhöhe. Dass beide Spiele im mit einer tiefen Bank ausgestatteten Hauptstadtclub ihren Sieger fanden, ist aus Oldenburger Sicht schonungslose Realität. Sowohl beim 90:95 als auch beim 78:88 trieb die Mannschaft von Headcoach Mladen Drijencic den Favoriten die meiste Zeit erfolgreich vor sich her, um am Ende tiefenttäuscht und mit leeren Händen dazustehen.

Der Oldenburger Trainer wollte sich nur kurz mit dem zuvor Erlebten aufhalten und wendete sich lieber dem Status quo zu, der sich eher nach einem ärztlichen Bulletin anhörte. „Ich zolle meiner Mannschaft großes Lob, dass sie in zwei Spielen gegen diesen Gegner alles gegeben hat. Sie hat es verkraftet, ohne vier Spieler aus dem Kader auszukommen, die dem Team zuvor viel Energie und Inspiration gegeben haben“, fasste Mladen Drijencic zusammen. „In dieser extrem kleinen Rotation mussten besonders die Routiniers an ihre Leistungsgrenzen gehen.“

So spielte der nimmermüde Chris Kramer über 35 Minuten, standen Rickey Paulding, Adam Chubb und Robin Smeulders über 30 Minuten auf dem Parkett und Casper Ware 28 Minuten. „Sie gehen alle mittlerweile auf dem Zahnfleisch“, meinte Drijencic fast lapidar, was aber nicht ausschließt, dass sie sich selbstverständlich in Berlin am Freitag im dritten Spiel wieder von neuem ins Zeug schmeißen. „Ich bin sehr froh, dass auch die Akteure von der Bank alles gegeben haben. Es war aber für mich kein Risiko, denn ich weiß ganz genau, was ich von Spielern wie Dominic Lockhart, Jan Niklas Wimberg und Leo Niebuhr erwarten kann. Sie haben mich nicht enttäuscht!“

Von den Versehrten der Auftaktpartie war nur moralische Unterstützung zu erwarten. Auf ärztliches Anraten hin sollte Philipp Neumann nach seiner in Berlin erlittenen Gehirnerschütterung jegliches Getöse vermeiden und verließ deshalb die Halle vor Spielbeginn. Tatenlos mussten auch der an der linken Schulter lädierte Maurice Stuckey sowie Nemanja Aleksandrov wegen der erlittenen Muskelprellung auf Stühlen hinter dem Korb Platz nehmen. Als dann noch Julius Jenkins vor der Halbzeitpause in die Kabine humpelte und wegen einer Knieprellung den Arbeitstag beenden musste, war das Dilemma perfekt. Auch hinter seinem Einsatz steht ein großes Fragezeichen.

Die Situation, um ins Halbfinale einzuziehen, ist offenkundig nicht besser geworden. Mladen Drijencic wollte dennoch möglichst viel Positives aus der Niederlage ziehen. „Wir fühlen uns ein wenig als moralischer Sieger. Das hat unser Publikum anerkannt und uns so nach dem Spiel verabschiedet. Unsere Fans haben ein feines Gespür dafür, was die Spieler hier und heute geleistet haben“, meinte der Baskets-Trainer. Über 40 Minuten glich die EWE Arena einem Tollhaus, in dem auch die Fans bereitwillig alles gaben.

Wie gut der Teamgeist ist, zeigt die Tatsache, dass alle verletzten Spieler wie selbstverständlich nach Berlin fahren und ihre gesunden Kameraden von der Seitenlinie unterstützen werden, um dass scheinbar Unmögliche möglich zu machen. „Sicher ist, dass wir alle - Spieler, Trainer, Ärzte und Betreuer - noch einmal alles , versicherte Drijencic geben werden, um unseren Fans ein zweites Heimspiel am Sonntag zu schenken.“

Text: Oliver Schulz, EWE Baskets Oldenburg
Bild: Ulf Duda/fotoduda.de