In einer denkwürdigen Partie des 32. Spieltags der easyCredit BBL vertreiben die EWE Baskets Oldenburg aus eigener Kraft vorzeitig und endgültig das Abstiegsgespenst. Am Samstagabend lagen sich die Oldenburger auf dem Parkett des SNP Dome in Heidelberg nach dem hart erkämpften 95:90 freudestrahlend in den Armen, nachdem sie verletzungsgebeutelt und nach einem 13-Punkte-Rückstand nach drei Vierteln Spielzeit zu einem grandiosen Comeback in der Crunchtime angesetzt hatten.
Die FRAPORT SKYLINERS stehen bereits als erste Absteiger fest. Und von den Giessen 46ers können die EWE Baskets dank des nun eingefahrenen zwölften Saisonsieges auch nicht mehr eingeholt werden.
Das Verletzungspech bleibt den Oldenburgern treu in dieser Saison. So viel steht fest. Kurzfristig mussten die EWE Baskets Tai Odiase vor der Partie aus der Line-up streichen. Eine Blessur an der rechten Hand, die den Center bereits zuletzt eingeschränkt hatte, verhinderte einen Einsatz in Heidelberg. Für Odiase rückte Reggie Lynch, der erst Ende März aufgrund der Verletzungen von Martin Breunig und Norris Agbakoko nachverpflichtet wurde, in die Startformation. Und dann dauerte es lediglich eine knappe erste Halbzeit in Heidelberg, bis auch Lynch verletzt aufgeben musste.
Mit dieser Ersten Fünf ging es vor 1819 Zuschauern im Heidelberger SNP Dome in die Partie: Phil Pressey, Max Heidegger, Michal Michalak, TJ Holyfield und Reggie Lynch auf der Center-Position. Und man merkte dem Team an, dass es sich in den Anfangsminuten erst sortieren musste. Mitte des 1. Viertels war es vor allem Heidegger und Lynch zu verdanken, dass die EWE Baskets das Kommando im SNP Dome übernahmen. Lynch lag bereits nach den ersten zehn Spielminuten mit 11 Punkten im zweistelligen Bereich und Heidegger (13 Punkte) traf in den entscheidenden Momenten: Einen ganz schwierigen Baseline Fadeaway und einen Wurf einen Meter hinter der Dreierlinie, der die Oldenburger Bank zu Jubelstürmen hinriss und die Heidelberger Fans zumindest für jeweils kurze Momente ein wenig verstummen ließ.
Odiases Ausfall machte ein paar Umstellungen erforderlich. So musste Teamkapitän Rickey Paulding im drittletzten Spiel seiner Karriere auf die Position 4 rücken. Das 2. Viertel war fast eine Kopie des ersten Durchgangs, was das Punkte-Verhältnis anbelangt. Zunächst erarbeiteten sich die Heidelberger leichte Vorteile und gingen erneut in Führung. Dann berappelten sich die EWE Baskets wieder und glichen per Layup von Bennet Hundt viereinhalb Minuten vor der Halbzeit zum 38:38 aus.
Dann ein Schock-Moment knapp zwei Minuten vor der Pause: Der bis dahin spielbestimmende Reggie Lynch (15 Punkte, 4 Rebounds, 4 Blocks) geht unter dem eigenen Korb ohne Gegnereinwirkung zu Boden, griff sich an den linken Knöchel, blieb minutenlang liegen, musste dann aufgestützt auf zwei Betreuer vom Parkett humpeln und war fortan nicht mehr einsatzfähig. Zur Schwere der Verletzung liegen bislang noch keine Informationen vor. Dennoch gelang es den Oldenburgern, die Führung zu behaupten und mit 48:46 in die Halbzeitpause zu gehen.
Im 3. Viertel mussten die Oldenburger Spieler einiges investieren, um auf Tuchfühlung zu den Hausherren bleiben zu können. Holyfield und Pjanic waren nun die einzig verbliebenen Big Men der EWE Baskets. Pjanic rackerte – wie gewohnt – unermüdlich, konnte aber nicht verhindern, dass die MLP Academics mit einer 78:65-Führung ins Schlussviertel gehen durften.
Das dezimierte Team zeigte mit Beginn des 4. Viertels jedoch Kämpferherz und Charakter und zwang die Heidelberger mit einer beherzten Defensive zu Ballverlusten. Vermutlich auch, weil Oldenburgs Head Coach Ingo Freyer im letzten Spielabschnitt fast komplett die wohl kleinste Aufstellung, die die Oldenburger in dieser Saison gebracht haben, spielen ließ: Pressey, Hundt, Herrera, Michalak und Holyfield. Damit kamen die Heidelberger sichtlich nicht zurecht. So wurde innerhalb von gut zwei Minuten aus einem 13-Punkte- ein Fünf-Punkte-Rückstand. Und nach weiteren zwei Minuten brachte Michalak nach einem schönen Pass per Korbleger mit 83:82 Oldenburg in Führung und Heidelberg musste eine Auszeit nehmen, um sich auf die Gangart der wiedererstarkten Gäste neu einzustellen.
Und auch zu Beginn der Crunchtime tat sich Heidelberg angesichts der Oldenburger Intensität extrem schwer, überhaupt noch eine Passstation zu finden. Die EWE Baskets legten ein furioses Schlussviertel hin, das sie mit 30:12 gewannen – angeführt von einem überragenden Floor General Phil Pressey (15 Punkte, 7 Assists, 5 Rebounds, 2 Steals), der zusammen mit einem stark aufspielenden Bennet Hundt die Fäden in den Händen hielt und die EWE Baskets über die Ziellinie Richtung Klassenerhalt dirigierte.