Gastbeitrag von Torben Rosenbohm, freier Journalist
Die Fähigkeit, sich an bestimmte Basketballspiele zu erinnern, hängt zumeist an besonderen Ergebnissen, speziellen Momenten oder historischen Wegmarken. Beispiele gefällig? Das Playoffspiel gegen Ulm, das nach 27 Punkten Rückstand noch gewonnen wurde. Das fünfte Finalspiel gegen Bonn, keine Frage. Der jeweils erste Auftritt in der kleinen, später das Debüt in der großen Arena. Oder die 43 Punkte von Tyron McCoy gegen seinen alten Club Frankfurt.
Aber eben auch: ein an sich schmuckloses Eurocupspiel gegen die griechischen Gäste von Promitheas Patras am 3. März dieses Jahres. Das war sportlich zum Vergessen, aber aus ganz anderer Sicht persönlich erinnerungswürdig: Es war das vorerst letzte Spiel der EWE Baskets, das ich in der Arena live erlebte. Die folgende Partie gegen Vechta verpasste ich, danach war mit einem Mal alles anders: Corona, Saisonunterbrechung, das volle Programm. Zuschauer bei Spielen? Undenkbar!
221 (!) Tage später war es wieder so weit: Die EWE Baskets Oldenburg öffneten die Eingangstüren zu ihrer Heimspielstätte und luden zum Baskets Day 2020. Nach Monaten, in denen der Basketballkonsum ausschließlich auf dem TV-Gerät stattfand. Tage vorher wuchs meine Neugierde auf das, was mich dort erwarten würde, kontinuierlich an. Wie fühlt sich ein Spiel an, bei dem nur 500 Fans zugelassen sein würden? Wo alle mit Mundschutz sitzen und Abstand halten? Wo man aber eben auch einen ersten richtigen Eindruck vom neuen Team gewinnen würde?
Dass in der aktuellen Situation auch hier kaum mehr etwas ist, wie es vor Corona war, merkte ich direkt bei der Anfahrt. Wo ich sonst mit dem Rad an langen Schlangen von Autos vorbeiradelte, herrschte jetzt gähnende Leere auf den Anfahrtswegen. Kein Stau, kein Gedrängel vor den Parkplätzen. An den Fahrradständern: freie Auswahl. Beim Einlass: hier mal ein Fan, dort mal einer, aber weder Wartezeit noch ein Plausch zur Begrüßung.
Die Baskets haben, das wurde mir von der ersten Minute an klar, ganze Arbeit geleistet, was das Hygienekonzept angeht. Händedesinfektion für jeden, deutlich markierte Laufwege, rigoros abgegrenzte Zonen. Denn der Baskets Day war ja nicht nur der Versuch, zumindest teilweise wieder ins gewohnte basketballerische Leben zurückzukehren, sondern auch ein Test für das, was ab November wieder losgehen soll: ein Spielbetrieb mit Zuschauern. Mit deutlich reduziert besetzten Rängen, logisch, aber eben doch mit mehr als einem Papplikum auf den Tribünen.
Gespielt wurde dann auch noch. Ich muss aber zugeben: Die Partie lief mehr oder weniger an mir vorbei. Wahrgenommen habe ich, dass die Towers aus Hamburg mit denen der letzten Saison überhaupt nicht mehr zu vergleichen sind und die EWE Baskets an diesem Tag nicht konsequent genug in der Verteidigungsarbeit waren.
Statt auf Details des Geschehens auf dem Parkett zu achten, war meine Konzentration an diesem Abend aber mehr auf das Drumherum gerichtet. In Gedanken habe ich durchgespielt, wie sich das alles wohl im regulären Saisonbetrieb anfühlen wird. Wenn alle mit Maske ihr Team anfeuern, dabei gleichzeitig darauf achten, sich bloß nicht zu nahe zu kommen. Von Heimspielen vor ausverkauftem Haus sind wir alle wohl leider noch weit entfernt.
War das nun ein Abend mit Erinnerungspotenzial über die besonderen Umstände hinaus? Ja, es war Basketball in der Arena. Ja, es war schön, die neue Mannschaft mal live gesehen zu haben. Und, ein ganz lautes Ja, die Baskets haben in der Organisation einen aufwändigen, professionellen Job betrieben. Aber so ganz und gar rund mag es sich noch nicht anfühlen. Das, was ein Heimspiel sonst ausmacht, fehlt ja zwangsläufig. Der ausgiebige Austausch mit anderen, die dichte Atmosphäre, das gemeinsame Getränk im Foyer.
Drücken wir die Daumen, dass das Virus in den kommenden Wochen nicht für noch striktere Maßnahmen sorgt, in deren Folge das Publikum vielleicht wieder ganz außen vor bleiben muss. Und dass möglichst irgendwann wieder die ganz großen Spiele kommen, an die wir uns alle nur zu gerne zurückerinnern.