Am Sonntag (15 Uhr) starten die EWE Baskets Oldenburg in das sechste Halbfinale der Club-Geschichte, an dessen Ende die vierte Finalteilnahme in der easyCredit BBL stehen soll. Zuvor erwartet die Oldenburger gegen ALBA BERLIN ein enorm enges Duell auf höchstem Niveau mit dem Potenzial für fünf dramatische Partien.
Zum großen Vorteil in den Händen der EWE Baskets dürfte dabei die Kombination aus Heimvorteil und Euphorie werden. Die bereits in der Hauptrunde enorme Begeisterung der Fans ist jedenfalls spätestens nach dem deutlichen Sieg im Viertelfinale gegen Bonn nur noch schwer zu steigern, der Run auf die Tickets gegen ALBA BERLIN war kaum zu bewältigen. Binnen weniger Minuten war die Große EWE Arena jeweils ausverkauft, schon in diesem Zeitraum hätten deutlich über 10.000 Karten abgesetzt werden können. Die gelbe Wand wird also auch am Sonntag hinter den Gastgebern stehen. Eine Unterstützung und zusätzliche Energie, die das Team zu 18 Siegen in 19 Heimspielen getragen hat und nun noch einmal höhere Bedeutung bekommt.
Schließlich kommt es zur Begegnung zweier Mannschaften, deren Leistungsfähigkeit sich im Saisonverlauf allenfalls in Nuancen unterschied. Die beiden besten Offensivmannschaften der Liga treffen aufeinander, die statistisch auf einem seit 20 Jahren nicht mehr erreichten Niveau agierten. Gleich 24 Mal erzielten die Teams kombiniert über 100 Punkte im Schnitt, insgesamt sicherten sich die EWE Baskets (92,8 Punkte) leichte Vorteile gegenüber Berlin (91,9 Punkte). Gleichwohl begegnen sich ab Sonntag auch die zweitbeste (Berlin) und drittbeste (Oldenburg) Defensive der BBL.
Zum Markenzeichen der Berliner ist in den letzten beiden Spielzeiten ein von Head Coach Aito geprägter und von spanischen Elementen inspirierter Basketball geworden, der sich von der Spielweise vieler Mannschaften unterscheidet. ALBA arbeitet dabei mit enormer Bewegung abseits des Balles und versucht immer hohes Tempo anzuschlagen. Ausdruck dieser Spielweise sind 23,4 Assists pro Begegnung, die den deutlichen Bestwert innerhalb der Liga bedeuten. Zudem müssen sich die EWE Baskets auf hohen Druck, besonders im Pick&Roll, einstellen. 8,9 Steals (2. Platz) sind ein wichtiges Element im Berliner Spiel, die allerdings mit Oldenburg, nur acht Ballverluste pro Spiel in den Playoffs, auf das ballsicherste Team der BBL treffen. Gleichzeitig bedeuten 13,7 Ballverluste pro Partie eine der wenigen Schwächen im Spiel von ALBA.
Coach Aito kann sich auf einen der tiefsten Kader der BBL stützen, wird aus 14 Spielern mit dem Anspruch auf Einsatzzeit jeweils zwei Spieler wählen müssen, die in den Spielen pausieren. Trotz dieser Tiefe bleibt allerdings ein Quartett, das auf höchstem Niveau für Berlin von entscheidender Bedeutung ist. Small Forward Rokas Giedraitis liefert Scoring-Power, erzielt 12,5 Punkte bei starken Quoten von 67,5 Prozent aus Nah- und Mitteldistanz und 41 Prozent von der Dreierlinie. Zweiter wichtiger Scorer im Kader ist der Isländer Martin Hermannsson, der 12,3 Punkte erreicht und ebenfalls aus der Distanz (42,4 Prozent) kaum zu stoppen ist. Dazu kommen Spielmacher Peyton Siva (11,0 Punkte, 6,4 Assists) und Luke Sikma, das Berliner Herz und Hirn, der 11,2 Punkte, 6,1 Rebounds und 4,6 Assists erreicht. Wie ausgeglichen der Kader der Gäste allerdings ist, zeigten Derrick Walton Jr. (10,7 Punkte, 9,7 Assists) und Johannes Thiemann (10,3 Punkte, 5,7 Rebounds) mit starken Werten im Viertelfinale gegen Ulm.