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Ein perfektes Umfeld

20.08.2013



Nemanja, du bist vor neun Tagen in Oldenburg angekommen. Wie gefällt dir die Stadt bislang?
So viel kann ich noch gar nicht über die Stadt sagen. Ich bin ziemlich direkt vom Flughafen in die Trainingshalle und verbringe die meiste Zeit mit Basketball. Das Wenige, was ich gesehen habe, gefällt mir sehr gut. Eine sehr schöne, grüne Stadt; nicht zu riesig, aber trotzdem eine richtige Großstadt.

Deine Frau Jasmina hat früher bei Wasserburg in der Damen Basketball Bundesliga gespielt. Hat sie dir ein wenig über den deutschen Basketball erzählt?
Ja, das ist richtig. Jasmina hat die Zeit in Deutschland sehr genossen. Sie hat davon geschwärmt, wie professionell und gut organisiert hier alles ist. Aber es ist schon ein paar Jahre her, dass sie in Wasserburg war und im deutschen Basketball hat sich seitdem viel verändert. Jasmina wird in ein paar Wochen auch nach Oldenburg ziehen, aber ihre Basketballkarriere hat sie vor zwei Jahren beendet.

Kanntest du Spieler oder Trainer aus Oldenburg, bevor Du hergekommen bist?
Nicht persönlich. Ich kannte natürlich fast alle Spieler vom Namen her und auch die Trainer. Aber ich habe mit Milan Majstorovic und Oliver Stevic zusammen gespielt, allerdings haben wir damals nicht viel über Oldenburg geredet, weil wir uns eher über unsere gemeinsamen Erfahrungen mit den diversen Belgrader Teams ausgetauscht haben.

Du kommst als einziger Neuzugang in ein eingespieltes Team voller Veteranen. Wie läuft die Integration in die Mannschaft?
Es ist einfacher, wenn man der einzige Neue ist. Die anderen Spieler haben schon eine Chemie untereinander entwickelt und jeder von ihnen muss sich nur an einen einzigen neuen Charakter gewöhnen. Man merkt, dass die Mannschaft sich gut versteht, dass die Erfolge im letzten Jahr das Team zusammengeschweißt haben und dass sie heiß auf die Saison sind. Da macht es Spaß, in so ein funktionierendes Kollektiv einzusteigen.

Du bist schon fast zehn Jahre Profi, aber plötzlich bist du wieder einer der jüngsten Spieler im Kader. Ist das eine merkwürdige Situation für dich?
Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber es stört mich überhaupt nicht. Ich bin so früh Profi geworden, dass ich immer einer der jüngsten Spieler in meinen Teams war. Warum also nicht auch mit 26? Ich finde es toll, dass wir so viele Veteranen im Team haben, weil sie viele gute Tipps für mich haben und ich jede Menge von ihnen lernen kann.

Was können wir vom Oldenburger Team in der nächsten Saison erwarten?
Es ist noch viel zu früh, um irgendwelche Prognose abzugeben und es ist auch nicht meine Art, mir darüber Gedanken zu machen. Klar ist doch: Die Mannschaft hat im letzten Jahr sehr stark gespielt und will natürlich an diese Erfolge anknüpfen. Letztes Jahr waren einige Teams vielleicht überrascht von der Qualität des Teams, das wird es in dieser Saison nicht mehr geben. Trotzdem wollen wir alle den maximalen Erfolg.

Der erste Erfolg könnte die Qualifikation für die Euroleague Anfang Oktober sein. Ist es für euch in der frühen Saisonphase von Vorteil, dass die Mannschaft sich so gut kennt und eingespielt ist?
Das wären ja schon wieder Spekulationen. Ich glaube aber kaum, dass wir bei der Euroleague-Qualifikation auf schlecht eingespielte Teams treffen. Diese Mannschaften bringen alle eine unglaubliche Qualität mit und alle sind total motiviert. Es wird für uns schwer, aber wir werden bis dahin noch richtig gut im Training arbeiten.

In der Vorbereitung spielen die EWE Baskets auch in deiner Heimatstadt Belgrad. Ist das für dich etwas besonders?
Ich freue mich darauf! Aber ich bin ja erst vor einer Woche aus Belgrad weg. Heimweh habe ich also noch keins. Es ist immer eine tolle Atmosphäre, dort zu spielen, und ich hoffe, dass die Fans uns richtig anfeuern werden, wenn wir nicht gerade gegen eine Belgrader Mannschaft spielen.

Du kommst als designierter Power Forward nach Oldenburg. Es gibt aber auch Experten, die dich auf der Center-Position sehen. Zu Beginn deiner Karriere hast du häufig als Small Forward gespielt. Was ist deine echte Lieblingsposition?
Ich bin ein Power Forward. Das ist ganz klar meine Position. Ich kann meinen Körper unter dem Korb zum Einsatz bringen und habe ein gutes Spiel mit dem Rücken zum Korb. Insofern kann ich also auch auf der Fünf aushelfen. Durch meinen Distanzwurf kann ich bis an die Dreipunktlinie ausweichen und große Verteidiger dort in Schwierigkeiten bringen. In meiner Jugend hatte ich glücklicherweise einen Coach, der mir keine Position sondern Basketball beigebracht hat. Er hat mich vom Center bis zum Point Guard alles spielen lassen. Das hat sich sehr positiv auf meine Entwicklung ausgewirkt. Man weiß ja auch nie genau, wie groß Spieler tatsächlich werden, also habe ich vom Ballhandling bis zu den Low-Post-Moves alles gelernt.

Als Jugendspieler wurdest du als eines der größten Talente weltweit gehandelt. Dann kamen zwei Knieverletzungen. Hat dich der Erwartungsdruck belastet?

Nach den Verletzungen wollte ich einfach nur wieder zurück kommen. Alles andere war mir damals egal. Ich habe die NBA völlig ausgeblendet und wollte mich einfach wieder in den Kader von Belgrad spielen, wollte meine alte Stärke wieder zurück bekommen. Nicht wegen der Zukunftsaussichten, sondern weil ich als Spieler auf mein altes Niveau zurück wollte.

2011/2012 hast du ein komplettes Jahr ausgesetzt und individuell trainiert. War das auch ein Teil dieses Prozesses, wieder zurück zu kommen?

Sicherlich. Viele Leute haben damals behauptet, ich sei wieder verletzt und würde eine lange Rehabilitation machen. Ich wollte aber das Jahr einfach nur nutzen, um auf das Level zu kommen, das ich vor meinen Verletzungen hatte, und für mich war der Weg dorthin, mir zwei Individualtrainer zu nehmen und an meiner Athletik und an meinem Spiel zu arbeiten. Ich habe das ganze Jahr über jeden Tag meinen Körper und meine Fähigkeiten verbessert und war mir dann sicher, dass ich jetzt endlich wieder ganz oben angreifen kann.

Zunächst ging es dann aber in die belgische Liga.

Auch das war Teil des Plans. Mein Individualcoach ist nach Verviers gewechselt, und ich wollte mit kleinen Schritten wieder anfangen und ging einfach mit. Nachdem ich in Belgien wieder Spielpraxis gesammelt hatte, kam dann das Engagement bei Manresa in der spanischen ACB. Da habe ich gemerkt, dass ich wirklich wieder auf höchstem Niveau mithalten kann.

Und dann war Oldenburg der nächste logische Schritt?

Oldenburg gehört inzwischen zu den guten Adressen im europäischen Basketball. Das Team ist sportlich erfolgreich, Euroleague bzw. Eurocup waren für mich sehr reizvoll. Aber vor allem gibt es hier ein absolut perfektes Umfeld. Management, Coaches, Trainingsbedingungen – alles ist wirklich sehr gut. Das waren für mich die ausschlaggebenden Argumente, hierher zu wechseln.

Die Fragen stellte Manuel Siebert, EWE Baskets Oldenburg
Bilder: Kai Niemann