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"Wir verfolgen einen langfristigen Plan"

31.07.2014

Es liegt ein sehr erfolgreiches Jahr hinter dem Team in der ProB. Magst du noch einmal auf die letzte Saison zurückblicken?

In der letzten Saison haben wir große Erfolge gefeiert, mit Spielern, die teilweise schon bis zu vier Jahre in Oldenburg gespielt haben. Dabei haben einige Spieler in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Daraus entwickelte sich der nicht erwartete Erfolg, der natürlich für unser Programm eine große Bestätigung darstellt!

Kevin Smit und Paul Albrecht führen ihre Karriere in verantwortungsvollen Rollen in der Pro A weiter, kannst du etwas zu der Bedeutung ihrer Abgänge sagen?

Beide Spieler haben im letzten Jahr einen unglaublichen Schritt nach vorne gemacht. Die Leistung ist in keiner Weise vergleichbar mit der im Jahr zuvor. Kevin hat seine Fähigkeiten in der Spielkontrolle und im Shooting gesteigert und viel Sicherheit gefunden. Vor allem Paul Albrecht hat sich aber enorm gesteigert. Spieler, die uns im Jahr zuvor noch besiegt haben, konnten gegen ihn offensiv keine Akzente mehr setzen.

Wenn Spieler wie Paul und Kevin sich bei uns entwickeln und als ProB Meister auch  den Anspruch und die Berechtigung entwickeln sich in einer höheren Liga zu beweisen, sind wir den Spielern auch bei der Suche und Auswahl neuer Teams behilflich, damit sie in eine Situation kommen, in der sie sich weiterhin als Spieler entwickeln können.

Mit Mike Taylor verlässt ein verdienter Spieler Oldenburg. Wie bedeutend war Mike für unser Team?

Bei Mike Taylor hatten wir eine wunderbare Situation, ihn über mehrere Jahre in unserem Team zu haben. Mike war als Spieler in jeder Hinsicht ein Vorbild und hat immer das Team über sich selbst gestellt. Seine professionelle Einstellung zeigt sich zum Beispiel darin, dass er immer das gesamte Spiel von sich und seinen Mitspielern perfekt per Video analysiert hat. Er hat teilweise wie ein Coach gedacht und konnte damit seinen Mitspielern enorm helfen.

Nachdem frühzeitig klar war, dass Mike uns wegen seiner beruflichen Ziele und seiner Familie verlassen wird, schien es, als habe er sich noch einmal das persönliche Ziel gesetzt mit dem maximalen Erfolg zu gehen. Die Art und Weise, wie sich Mike seit der Geburt seiner Kinder auf jeder Ebene engagiert hat, ist in keiner Hinsicht zu überbieten. Damit hat er das Team natürlich auch noch einmal mitgerissen.

Worin liegen die Vorteile in der ProB hinsichtlich der Förderung unserer Talente?

Die Baskets Akademie Weser-Ems legt neben dem Sport auch einen großen Wert auf die schulische und berufliche Entwicklung der Spieler. Alleine deshalb wäre ein Aufstieg in die Pro A problematisch gewesen. Die ProA bedeutet Auswärtsspiele in ganz Deutschland, die eine Vereinbarkeit von Sport und Ausbildung deutlich erschweren.

Außerdem bewegen sich die Spieler in der ProA noch einmal auf einem ganz anderen Niveau. In der ProB werden die Spieler auf dem für sie perfekten Level gefordert. Die Gegner bieten unterschiedliche defensive und offensive Systeme, auf die man sich als Team einstellen muss, gerade in Verbindung mit den Playoffs am Ende der Saison, wird das Team auch sportlich perfekt gefordert.

Das Ziel der Baskets Akademie Weser-Ems ist die Förderung der Spieler aus der Region, allerdings gibt es auch Situationen, in denen man Spieler aus anderen Regionen holt, kannst du die Notwendigkeit einmal erklären?

Wir verfolgen einen langfristigen Plan mit unseren Spielern aus der ganzen Akademie. Deshalb schauen wir immer möglichst weit in die Zukunft, welche Spieler wir in den nächsten Jahren für die entsprechenden Positionen haben und brauchen werden. Wir schauen immer zuerst, welcher Spieler aus dem eigenen Pool an Talenten diese Aufgabe meistern kann. Wenn dann für eine bestimmte Position kein Spieler verfügbar ist oder ein eingeplanter Spieler kurzfristig einen anderen Weg wählt, schauen wir uns auch in anderen Regionen nach Talenten um.

Gleichzeitig ist die Arbeit unserer Akademie mittlerweile so anerkannt, dass viele Talente auch aus anderen guten Standorten in unser Programm wechseln wollen und wir somit, wenn nötig, gute junge Spieler in unser Programm holen können. Da ist uns der Ruf der Akademie sehr behilflich.

Wenn man über die Region als Schwerpunkt für die Akademie spricht, wie stolz macht dich da die Wahrnehmung in der Stadt und die hohe Zuschauerzahl in der ProB?

Der große Zuschauermagnet sind natürlich die EWE Baskets in der Arena, die mit Eurocup und Playoffs auf über 50 Spiele in der Saison kommen und in vielen Phasen zwei bis drei Spiele pro Woche absolvieren. Wenn man dann als Familie auch noch Spiele der Akademie besucht, nimmt das natürlich viel Zeit in Anspruch. Gerade deshalb sind wir unheimlich stolz darauf, dass wir besonders in den Playoffs unsere Halle sogar teilweise ausverkaufen konnten und auch die NBBL und JBBL besucht werden. Das zeigt auch, dass die Leistungen auf einem sehr attraktiven Niveau angelangt sind.

Es gibt nur wenige erfahrene Spieler im Kader, welche Bedeutung kommt damit Leo Niebuhr zu?

Mit Leo Niebuhr, Kai Hänig und dem noch zu verpflichtenden Spieler, werden wir drei Spieler haben, die jenseits von 25 Jahren angelangt sind, in einem Kader, der ansonsten aus vielen jüngeren Spielern besteht. Wir verstehen uns als eine Art Familie, in der die erfahrenen Spieler die Rolle des großen Bruders einnehmen. Sie müssen den jüngeren Spielern vorleben, was man benötigt, um individuell und als Team erfolgreich Basketball spielen zu können. Chris Heinrich und Mike Taylor haben diese Aufgabe in den letzten Jahren hervorragend erledigt und wir hoffen, dass besonders auch Leo Niebuhr dies ebenfalls kann.

Welche Anforderungen muss der Spieler erfüllen, den wir noch verpflichten werden?

Bei der Suche nach dem Spieler helfen uns besonders die Kontakte von Ralph Held, der die Colleges im Staat Washington, mit so bekannten Programmen wie Gonzaga, immer wieder besucht und einen intensiven Kontakt mit den Coaches unterhält. Diese wiederum haben teilweise auch schon Oldenburg besucht, sich die Stadt, die Trainingsmöglichkeiten angeschaut und den Verein kennengelernt. Daher wissen sie, dass sie ihren Spielern den Weg nach Oldenburg empfehlen können. Es helfen aber zum Beispiel auch die positiven Erfahrungen, die Mike Taylor bei uns gesammelt hat und die er ebenfalls an Trainer und Spieler weiterleitet.

Die Problematik bei der Suche nach einem Spieler ist einen zu finden, der über hervorragende individuelle Fähigkeiten verfügt, aber bereit ist diese dem Team unterzuordnen. Wir brauchen keinen Spieler, der unser Team nur als Sprungbrett in eine höhere Liga sieht und deshalb vor allem auf seine eigenen Statistiken schaut. Vielmehr wollen wir einen Spieler, der die jungen Spieler anleitet, Ruhe in das Spiel bringen kann und auch einen längeren Zeitraum in Oldenburg verbringen möchte.

Mit Jan Niklas Wimberg und Dominic Lockhart gibt es zwei Spieler, die in der kommenden Saison mit Doppellizenz spielen, wie weit geht es auch für diese Spieler darum, noch einmal mehr Verantwortung in der ProB zu übernehmen?

Gerade auf Jan Niklas und Dominic haben wir bei der Suche nach einem Ersatz für Mike Taylor Rücksicht genommen. Beide Spieler sollen ihre Kreativität einbringen und weiterhin entwickeln, deshalb sollen sie auch häufig den Ball in ihren Händen halten. Daher haben wir nach einem Spieler gesucht, der seine Stärken auch abseits des Balles hat, damit wir auch viel Verantwortung an Wimberg und Lockhart geben und sie einen weiteren Schritt machen können.

Schauen wir auf die kommende Saison, welche Erwartungen knüpfst du an die Spielzeit?

Zuerst geht es natürlich um die Entwicklung der jungen Spieler, trotzdem hat man als Trainer auch immer den Ehrgeiz Spiele zu gewinnen. Es geht nicht darum, die Erfolge der letzten Saison zu wiederholen, aber wir wollen in jedem Spiel die Chance haben, dieses Spiel im Endeffekt gewinnen zu können. Die letzte Saison hat mir gezeigt, dass die Spieler in den Playoffs, die viele Spiele gegen gute Teams bieten und immer wieder Anpassungen erfordern, einen wirklich großen Entwicklungsschritt machen können. Daher wäre es wünschenswert am Ende wieder die Playoffs zu erreichen und wenn wir das schaffen, dort auch möglichst weit zu kommen.

Wie wird die Vorbereitung verlaufen?

Eigentlich läuft die Vorbereitung schon wieder seit dem Ende der Saison. Wir haben mit allen Spielern eine Analyse ihres Spiels und ihrer körperlichen Gegebenheiten gemacht und arbeiten seitdem sehr intensiv im Teamtraining und individuell daran, die Spieler zu entwickeln und körperliche Schwächen auszugleichen. Dabei arbeiten wir auch teamübergreifend zusammen. Gleichzeitig schauen wir auch darauf, welche Anforderungen die Spieler im heutigen modernen Spiel auf ihren Positionen erfüllen müssen, damit sie die Möglichkeit bekommen sich in Richtung BBL zu entwickeln. Im Fokus steht immer die persönliche Entwicklung. Jeder Spieler wird sich nach dem Sommer deutlich entwickelt haben.

Jetzt werden die Spieler in einen kurzen Urlaub gehen, bevor sie Mitte August wieder in das Training einsteigen.

Die Fragen stellte Christian Ruhe, EWE Baskets Oldenburg
Foto: fotoduda.de